Johanna Heckeley über Antisemitismus in Schulen

Zunder für das Pulverfass

Veröffentlicht am 20.07.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Johanna Heckeley über Antisemitismus in Schulen

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Antisemitismus und Islamismus haben in Berliner Schulen zugenommen – das ist das Ergebnis einer Befragung von Lehrern an 21 Berliner Schulen. Wo "Du Jude" ein Schimpfwort ist und Schüler von Moscheevereinen oder Koranlehrern so beeinflusst werden, dass sie als "Moralwächter" andere Schüler maßregeln und bedrängen, läuft etwas gewaltig schief. So etwas darf es an unseren Schulen nicht geben.

Erschreckenderweise passt das zum Ergebnis des Antisemitismus-Bericht einer vom Bundestag eingesetzten Expertenkommission von April 2017: Danach sorgen sich Juden in Deutschland wegen alltäglicher antisemitischer Erfahrungen zunehmend um ihre Sicherheit. Doch nur Muslime als Hauptverursacher verantwortlich zu machen, das greift zu kurz – davor warnt auch der Bericht: Der bedeutendste Träger des Antisemitismus sei nach wie vor das rechtsextremistische Lager.

Die Schule ist der Ort, an dem Kinder und Jugendliche lernen können, gut miteinander auszukommen – ganz egal, woher sie kommen und an was sie glauben. Eine "Parallelbildung" von Schulstoff einerseits und Koranunterricht in der Moschee andererseits, wie es die Berliner Lehrer beschreiben, ist in höchstem Grad gefährlich: Das ist Zunder für das Pulverfass Extremismus, gleich welcher Ausrichtung. Wenn also schon die Lehrer davor warnen, dass sich die Schüler anders als früher über ihre Religion definieren, muss die Schule im Unterricht darauf eingehen. Vor allem, wenn es das Elternhaus nicht leisten kann, etwa weil die Familie aus einem Land kommt, in dem Antisemitismus hingenommen wird oder sogar gesellschaftsfähig ist.

Wo gelänge das besser als im Schulfach Religion, bei dem der Staat regulierend am Lehrplan mitwirken kann? Daher muss nicht nur der christliche Religionsunterricht erhalten bleiben und qualifiziert über die Weltreligionen aufklären, sondern deutschlandweit auch islamischer Religionsunterricht mit ebenso qualifizierten Lehrkräften auf dem Stundenplan stehen. So hätten auch fragwürdige religiöse Autoritäten weniger Einfluss auf die Schüler. Aber das wird nicht reichen: Die Verständigung zwischen Religionen sollten darüber hinaus auch in Geschichte oder Deutsch fest im Lehrplan verankert sein. Deutsche Schüler haben hier genauso Nachholbedarf, wie man am Zulauf für rechte Jugendgruppen sehen kann. Die Kosten für beispielsweise zusätzliche Lehrer dürfen wir nicht scheuen. Denn mit unserer Geschichte sind gerade wir Deutschen das unserer Zukunft schuldig.

Von Johanna Heckeley

Die Autorin

Johanna Heckeley ist Redakteurin bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.