An den Schauplätzen des Evangeliums
Im Jubiläumsjahr führen beim "Bayerischen Pilgerbüro" viele Wege nach Fatima; der Reisekatalog 2017 steht ganz im Zeichen des 100. Jahrestags der Marienerscheinungen im portugiesischen Wallfahrtsort. Doch trotz marianischem Schwerpunkt bleibt die Anziehungskraft einer anderen Pilgerreise ungebrochen: auf den Spuren Jesu im Heiligen Land.
Bereits seit der Antike wird damit jener Teil des Nahen Ostens bezeichnet, der Schauplatz des biblischen Geschehens war. Kerngebiet ist die Region Palästina, also der heutige Staat Israel und die Palästinensischen Gebiete um Gaza und im Westjordanland. Darüber hinaus zählen auch Teile der Nachbarländer wie Jordanien dazu. Und auch wenn diese Erdregion als politisch instabil und konfliktgeladen gilt, tut das dem religiösen Reisedrang keinen Abbruch. Während Einheimische oft mit massiven Bedrohungslagen und Einschränkungen der persönlichen Freiheit rechnen müssen, kann der christliche Pilgertourismus brenzlige Situationen in der Regel umgehen.
Eine Woche für zwei Dutzend Programmpunkte
Ganze 17 Mal konnten oder können Wallfahrer so im laufenden Jahr mit dem Pilgerbüro die Wirkungsorte Jesu erkunden. An acht Tagen absolvieren die Teilnehmer gut zwei Dutzend Programmpunkte – inklusive Gottesdienst und Bad im Toten Meer. Wer die gleichlautende Reise beim Veranstalter "Biblische Reisen" bucht, hat immerhin einen Tag mehr Zeit im Heiligen Land für ein weitgehend deckungsgleiches Programm. Teilnehmer zahlen für die klassischen Pilgertouren zwischen 1.500 und 2.000 Euro.
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Wie es etwa in Rom die traditionelle Siebenkirchenwallfahrt gibt, hat sich auch für Heilig-Land-Pilger ein Katalog mehr oder weniger obligatorischer Orte herausgebildet (siehe interaktive Karte). Ganz oben auf der Liste stehen die Schauplätze der Passion und Auferstehung Jesu in Jerusalem. An diesen kommen selbst säkulare Gäste wie Staatsbesucher kaum vorbei. So erkundete auch US-Präsident Donald Trump bei seiner Nahost-Reise im Mai die frisch renovierte Grabeskirche. Die ebenfalls gerade aufwändig restaurierte Geburtskirche in Betlehem wurde hingegen kurzfristig vom Reiseplan gestrichen.
Die umfangreichen Bauarbeiten an den beiden hochheiligen Orten der Christenheit dienten in erster Linie dem Erhalt antiker Bau- und Kunstwerke. Gleichwohl tragen solche Maßnahmen dazu bei, dem wachsenden Pilgerstrom gerecht zu werden. Die israelische Tourismusindustrie ist bereits jetzt einer der profitabelsten und wichtigsten Wirtschaftszweite des Landes und wächst weiterhin durchschnittlich um 2,5 Prozent pro Jahr. Allein 2016 verzeichnete der Acht-Millionen-Einwohner-Staat über drei Millionen Touristen, 180.000 von ihnen kamen aus Deutschland.
Gut 4.500 davon bringen das "Pilgerbüro" und "Biblische Reisen" jedes Jahr ins Heilige Land, wie die beiden Veranstalter gegenüber katholisch.de erklärten. Neben den Katalogreisen mit biblischem Standardprogramm führen beide vor allem zahlreiche Gruppenfahrten etwa von Pfarrgemeinden und Bistümern mit individuellen Schwerpunkten durch.
Linktipp: Wandern in den Fußspuren Jesu
Die wichtigsten Stationen im Leben Jesu zu besuchen hat bei Pilgern Tradition. Der "Jerusalemweg" führt durch diese Wiege des christlichen Glaubens. Eine Reise von Nazareth über den See Genezareth bis Jerusalem - zu Fuß statt im Reisebus.Die Behörden im Heiligen Land tun einiges dafür, dass die Besucher auf ihre Kosten kommen. Allein im Staat Israel gibt es neun Stätten des Unesco-Weltkulturerbes. Im Jahr 2015 kam am Grenzfluss Jordan die Taufstelle Jesu auf Jordanischer Seite hinzu. Und auch die Wissenschaft leistet ihren Beitrag mit umfangreicher Forschung an den zahlreichen archäologischen Funden. Zuletzt wurde von der Zeitung "Haaretz" vor einigen Wochen eine Sensationsentdeckung vermeldet: den Heimatort des Apostels Petrus.
Welcher ist der richtige Ort?
Doch die Meldung hatte einen Haken, denn das Dorf namens Bethsaida galt bereits als gefunden und ist seit Ende der 1990er Jahre ein wichtiger Pilgerort. Und diese Geschichte ist kein Einzelfall, denn eine ganze Reihe biblischer Schauplätze lässt sich bis heute nicht eindeutig lokalisieren, darunter etwa Emmaus und Kana. Oftmals ist es eine Frage der jeweiligen kirchlichen Tradition, welchen Ort Christen als den richtigen ansehen. Trotz möglicher historischer Unklarheiten können Heilig-Land-Pilger somit in der Regel unbesorgt auf den Spuren Jesu wandeln.