Kardinalstaatssekretär Parolin spricht über den 33-Tage-Papst

Johannes Paul I. bald selig?

Veröffentlicht am 29.08.2017 um 14:00 Uhr – Lesedauer: 
Johannes Paul I. bald selig?
Bild: © KNA
Seligsprechung

Nur 33 Tage dauert das Pontifikat von Papst Johannes Paul I. Dennoch könnte er bald seliggesprochen werden. Ein wichtiges Argument dafür soll von einem gewissen Kardinal Joseph Ratzinger stammen.

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Eine Seligsprechung des 33-Tage-Papstes Johannes Paul I. (1978) ist offenbar näher gerückt. "Wir hoffen sehr, dass Johannes Paul I. zur Ehre der Altäre erhoben wird", sagte Kardinalstaatsekretär Pietro Parolin laut italienischen Medienberichten vom Montagabend. Zunächst müsse diesem Papst jedoch noch der heroische Tugendgrad zugesprochen werden, so Parolin. Damit stellt die katholische Kirche offiziell fest, dass eine Person die christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung in vorbildlicher Weise gelebt hat.

Der springende Punkt sei jedoch die Anerkennung eines Wunders, das auf Fürsprache des Verstorbenen gewirkt worden sein muss. "Ich glaube, es liegt schon eines vor", sagte Parolin weiter. "Wenn das Wunder einmal anerkannt ist, wird das Verfahren schnell voranschreiten." Der Kardinalstaatsekretär, nach dem Papst die Nummer zwei im Vatikan, äußerte sich in Padua anlässlich einer Buchvorstellung vor Journalisten.

Bei dem neuen Wunder soll es sich um ein von südamerikanischen Kardinälen eingereichte Heilung handeln. Ein bereits 2015 eingereichtes Wunder war von den vatikanischen Gutachern dagegen nicht anerkannt worden. Hierbei soll sich um die unerklärliche Heilung eines Bankangestellten in der süditalienischen Stadt Altamura gehandelt haben, der unter Magenkrebs litt und sich im Gebet an Johannes Paul I. gewandt hatte.

Auch Kardinal Ratzinger in den Unterlagen

Das Seligsprechungsverfahren für Johannes Paul I. war 2003 in dessen norditalienischen Heimatbistum Belluno Feltre eröffnet und 2006 an die zuständige vatikanische Behörde, die Heiligsprechungskongregation, weitergeleitet worden. In den eingereichten Unterlagen befindet sich auch eine Äußerung des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger. Dieser hatte demnach 2004 während einer Konferenz in Belluno gesagt, er bete zu Johannes Paul I., als ob er ein Heiliger wäre.

Der damalige Kardinal und Patriarch von Venedig, Albino Luciani, war am 26. August 1978 zum Papst gewählt worden und gab sich den Namen Johannes Paul I. Am 28. September starb er im Alter von 65 Jahren nach nur 33 Tagen im Amt. Er ging als der "lächelnde Papst" in die Kirchengeschichte ein. Sein plötzlicher Tod wurde auf Herzversagen zurückgeführt. Auslöser sollen die Belastungen durch das Amt gewesen sein. Für Theorien über einen Giftmord oder einen Komplott im Vatikan, die bald danach verbreitet wurden, gab es keine Beweise oder Anhaltspunkte. (tja)