Görlitzer Bischof zur Initiative polnischer Politiker

Ipolt: Reparationsforderungen sind "befremdlich"

Veröffentlicht am 14.09.2017 um 17:00 Uhr – Lesedauer: 
Wolfgang Ipolt, der Bischof von Görlitz steht vor einer Straße und einer Häuserzeile.
Bild: © KNA
Politik

Bonn ‐ Muss Deutschland Reparationszahlungen an Polen leisten? Darüber wird im Nachbarland diskutiert. Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt kann das nicht nachvollziehen. Er lobt eine andere Initiative.

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Als "befremdlich" und "anachronistisch" hat der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt Forderungen der polnischen Regierung nach deutschen Reparationszahlungen bezeichnet. Er sei sehr froh, dass die polnischen Bischöfe sich in einem Brief von dieser Forderung distanziert hätten, sagte Ipolt am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur. "Die Initiative der Bischöfe tut der katholischen Kirche in Polen gut. Sie macht deutlich, dass man das kostbare Gut der gewachsenen Versöhnung nicht aufs Spiel setzen darf", erklärte Ipolt, der einer Kontaktgruppe deutscher und polnischer Bischöfe angehört.

Ende der vergangenen Woche hatten polnische Bischöfe gefordert, sorgsam mit dem "hohen Gut" der deutsch-polnischen Versöhnung umzugehen. Anlass waren Forderungen polnischer Politiker nach deutschen Kriegsreparationen. Politiker der nationalkonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) sprechen sich für Entschädigungszahlungen von Deutschland für die immensen Verluste des Landes durch den Zweiten Weltkrieg aus. Die Rede ist von mindestens 840 Milliarden Euro.

Er selbst spüre in seinem Bistum, das an Polen grenzt, aber noch nichts von einem "getrübten" deutsch-polnischen Verhältnis, sagte Ipolt. Nur in den Medien gebe es manchmal einen "Hintergrundton".

Bei der Lösung politischer Konflikte seien die Politiker selbst gefragt. Die Kirche letztendlich nur das Gewissen schärfen. "Die Politiker müssen ihre Verantwortung schon selbst wahrnehmen und dafür gerade stehen", sagte Ipolt. Die Kirche sei keine politische Partei, wolle aber helfen, dass Menschen in Konflikten "zueinander finden anstatt gegeneinander aufgebracht zu werden".

Bambergs Erzbischof Ludwig Schick, der deutscher Co-Vorsitzender der deutsch-polnischen Bischofsgruppe ist, hatte sich dem Appell der polnischen Bischöfe bereits am Montag angeschlossen. Die Kirchen hätten "jetzt die Pflicht und das Recht darauf hinzuweisen, dass diese Errungenschaften nicht aufs Spiel gesetzt werden dürfen, sondern fortgesetzt werden müssen", so Schick.  (gho)