Jens Spahn: Glaube ist keine Privatsache
Der Politiker Jens Spahn verteidigt den Gottesbezug im deutschen Grundgesetz. "Wer weiß, dass es da noch etwas anderes, etwas jenseitiges gibt, der ist gelassener und im Zweifel auch zur Korrektur fähig", sagte das CDU-Präsidiumsmitglied in einem Interview für den Sammelband "Wie viel Glaube braucht das Land?" (Herder-Verlag). Ihm persönlich sei der Glaube sehr wichtig, so der Katholik, auch wenn er bei politischen Wahlen nur noch für eine Minderheit eine Rolle spiele. Den Versuch vieler Politiker, Religion zur Privatsache zu erklären, halte er dennoch für "Quatsch".
Noch im Juni hatte Spahn die Kirchen allerdings dazu aufgefordert, sich häufiger aus der Tagespolitik herauszuhalten. "Ich nehme sie an den falschen Stellen sehr offensiv wahr", sagte er damals im Interview der Bistumszeitung "Kirche+Leben" aus Münster. Dabei verwies er auf kirchliche Stellungnahmen zu Hartz-IV- und Steuersätzen oder zur Flüchtlingspolitik. Stattdessen sollten die Kirchen in Fragen des Glaubens mehr Orientierung geben.
Der Sammelband mit Beiträgen von Politikern, Juristen und Kirchenleuten erscheint gut ein Jahr nach dem Abschluss der Debatte um die Aufnahme eines Gottesbezugs in die Landesverfassung von Schleswig-Holstein. Zwei Jahre lang war im nördlichsten Bundesland darum gestritten worden. Im Juli 2016 verfehlte das Vorhaben mit einer Stimme die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag. Der Diskurs habe dem Land dennoch "wertvolle Impulse" gebracht, schreiben die beiden Herausgeber des Buches, Beate Bäumer und Frank Zabel. So sei die Bedeutung von Religion und Glaube in das öffentliche Bewusstsein gerückt und die interreligiösen Beziehungen im Land vertieft worden. (bod/KNA)