Die Zyniker Gottes
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Ausgerechnet Maria! Hätte es nicht auch ein anderer Name sein können? Der Name der Gottesmutter für einen Hurrikan, der mit Windgeschwindigkeiten von knapp 300 Kilometern pro Stunde durch die Karibik zieht und eine breite Spur der Verwüstung hinter sich lässt. Da kann man schon auf merkwürdige Gedanken kommen! Es ist ja nicht der erste Wirbelsturm, der diese Region heimsucht: Kaum einen Monat ist Hurrikan Harvey her, danach blies Irma ganze Länder in den Ausnahmezustand, und die nächsten Tornados brauen sich bereits zusammen. Auch Mexiko kommt nicht zur Ruhe. Dort bebte gerade wieder die Erde, noch nicht einmal zwei Wochen nach dem letzten Beben.
Die Auswirkungen dieser Naturkatastrophen sind fürchterlich. Ratlos stehen wir vor einem Desaster, hilflos auch. Könnte es doch sein, dass wir angesichts der gewaltigen Kräfte der Natur kleiner sind als gedacht? Viele Gedankengänge kann ich in dieser Situation nachvollziehen, einen jedoch ganz sicher nicht: Gott war es nicht, der uns das alles eingebrockt hat!
Wenn offensichtlich verirrte Hirten wie der amerikanische Fernsehprediger Kevin Swanson jetzt allen Ernstes verkünden, Gott habe die Wirbelstürme der vergangenen Wochen gen Florida und Texas gelenkt, um Amerika für das Recht zum Schwangerschaftsabbruch und zur gleichgeschlechtlichen Ehe zu bestrafen, ist das schierer Zynismus. Der presbyterianische Pastor stiefelt mit solchen theologisch unhaltbaren Urteilen in den Spuren etwa seines Kollegen Rick Joyner, der schon im Hurrikan Katrina eine Strafe Gottes für das Sündenbabel New Orleans sah. Im Moment warnt er gerade vor Erdbeben in Kalifornien, die nur noch durch Umkehr und Buße der in ihrer Mehrheit augenscheinlich ebenfalls sündigen Bürger dieses Bundesstaates abgewendet werden könnten.
Ich halte Äußerungen wie diese für gotteslästerlich, menschenverachtend und geschmacklos. Mein Gott ist kein Zyniker. Mein Gott tötet keine Menschen, um andere zu erziehen.