"True Lies" und andere Realitäten
Es ist aber auch ein Kreuz mit dem C in der CDU. Jens Spahn zum Beispiel. Die smarte Nachwuchshoffnung der Konservativen hat dazu ein sehr wechselhaftes Verhältnis: Für Sonntagsreden und Sammelbände gilt ihm natürlich der Versuch, Religion zur Privatsache zu erklären, als "Quatsch", erfuhr man diese Woche. Nur allzu konkret soll das nicht werden, und besser auch nur in den Grenzen des christlich-demokratischen Wahlprogramms in Spahnscher Lesart. Bleiben Kirchenvertreter nämlich nicht in diesen Grenzen (etwa wenn es um Flüchtlinge geht), so dekretierte erst vor einem Vierteljahr das Ein-Mann-Lehramt aus der Unionsfraktion, so ist die Äußerung "an der falschen Stelle".
Ins selbe Horn bläst Innenminister Thomas de Maizière. "Ich würde mir von den Kirchen manchmal mehr Verständnis wünschen für die Realitäten, in denen politisches Handeln stattfinden kann", sagte er der "Zeit". Das ist originell für einen Politiker, der in ganz eigenen Sphären der Realität schwebt: de Maizière ist bekannt für seine aus dem Ärmel gefühlten Zahlen zu Flüchtlingen, von angeblichen Syrern über angebliche Taxifahrten zu angeblich falschen Attesten. Kein Wunder, dass das Verständnis für die "Realitäten", in denen dieses politische Handeln stattfindet, begrenzt ist.
Realer als die Realität des Innenministers sind die Fragen, die der Magdeburger Bischof Feige aufgeworfen hat. Es ist nämlich gar nicht so einfach mit der Forderung nach Anpassung – denn woran sollen sich Flüchtlinge anpassen? "An christliche Traditionen oder konfessions- und religionslose Gepflogenheiten? An Bratwürste und Steaks oder vegetarische und vegane Alternativen? An bayerische Folklore oder nordostdeutsche FKK-Strände?", fragt der Bischof, der als Katholik im Stammland der Reformation (einst) bzw. der Heiden (jetzt) selbst einige Erfahrung mit Minderheitssituationen und der kulturellen Vielfalt Deutschlands hat. Eine wichtige Frage traut sich aber auch der Magdeburger Oberhirte nicht zu stellen: Wieviel Bart gehört zu Deutschland?
Im Vatikan wird derweil wird ganz handfeste Friedenspolitik betrieben: Die Schweizergarde muss abrüsten. Der Heilige Stuhl ist nämlich dem UN-Abkommen zum Verbot von Nuklearwaffen beigetreten. Demnächst könnten in Castel Gandolfo also nordkoreanische UN-Inspektoren auf der Matte stehen, um zu überprüfen, ob die alten rostigen Teleskope der ehemaligen Sternwarte wirklich nur Teleskope sind – oder vielleicht doch Zielfernrohre für apostolische Atombomben. Für die Sicherheit des Vatikans wird derweil anderswo geprobt: Im Bistum Passau wurde eine neue Wunderwaffe im Dom zum Einsatz gebracht. Wer braucht schon Atombomben, wenn er Arnie hat?