DBK-Vorsitzender über die Chancen und Probleme Europas

Marx sieht Gefahr der rückwärtsgewandten Nostalgie

Veröffentlicht am 11.10.2017 um 09:43 Uhr – Lesedauer: 
Gesellschaft

Berlin ‐ Kardinal Reinhard Marx fordert einen Aufbruch in Europa und eine humane Globalisierung. Damit das jedoch funktioniert, müssten einige Gefahren im Auge behalten werden.

  • Teilen:

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat von der neuen Bundesregierung eine humane Gestaltung der Globalisierung gefordert. Sie müsse allen zugutekommen, sagte Marx am Dienstagabend beim traditionellen Sankt-Michaels-Jahresempfang der katholischen Kirche in Berlin. Das verlange den Blick auf das Ganze, wie es Papst Franziskus in seiner Enzyklika "Laudato si" tue. Das bedeute auch, die sozialen, politischen und ökologischen Kosten zu berücksichtigen. Ansonsten werde die Globalisierung "an die Wand gefahren".

Zum Michaelsempfang waren Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie Bundesminister gekommen, darunter Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) der Unions-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder (CDU), SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles sowie weitere hochrangige Parlamentarier. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war in diesem Jahr nicht anwesend, weil sie in Frankfurt an der Eröffnung der Buchmesse teilnahm.

Auch Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), des Zentralrats der Juden und der muslimischen Verbände nahmen teil sowie der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic.

Marx: Europa ist ein Friedensprojekt

Der Erzbischof forderte einen neuen Aufbruch für Europa. Europa sei ein Friedensprojekt, das eine ganzheitliche Fortschrittsidee voranbringen könne. Dies sei die Stunde Europas, um "das Haus der Schöpfung" zu bewahren, von dem der Papst spreche. Mit Blick auf die Migration forderte Marx erneut, den Familiennachzug für Flüchtlinge zu ermöglichen und betonte, dass es für das Asylrecht keine Obergrenze gebe.

Marx konstatierte eine "restaurative Welle" und eine neoromantische Suche nach der Vergangenheit. Es bestehe die Gefahr, in Fundamentalismus und reaktionäre Rückwärtsgewandtheit zu fallen. Es gebe aber auch positive Aspekte der Rückbesinnung und Selbstvergewisserung, "aber nicht im Sinne einer rückwärtsgewandten Nostalgie".

Der Leiter des Katholischen Büros in Berlin, Karl Jüsten, dankte der scheidenden Bundesregierung. Er erinnerte besonders an die Gesetzgebungen zur Hospizversorgung und zum assistierten Suizid. Er wünschte den neu gewählten Abgeordneten Glück, Durchhaltevermögen und Gottes Segen. (KNA)