Über die christlichen Bezüge von Halloween

Von Kürbissen und Rüben

Veröffentlicht am 31.10.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Verschiede zu Halloween ausgeschnitzte Kürbisse.
Bild: © KNA
Brauchtum

Bonn ‐ Es gibt ihn in inzwischen rund 800 Arten. Während der vergangenen rund 5.000 Jahre hat der Kürbis als eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit eine beachtliche Karriere hingelegt und ist dabei ziemlich weit herumgekommen. Eigentlich stammen die rundlichen Früchte aus der Familie der Cucurbitaceae aus Amerika. Jetzt, in der Herbstzeit, ist der Kürbis aber auch hierzulande in aller Munde: als Suppe, Gemüse oder in Kuchenform.

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Ein weiteres Einsatzgebiet steht unmittelbar bevor. Zu Halloween, am 31. Oktober, lauern die dicksten Exemplare vor Türen und auf Mauern. Der Kürbis fungiert, ausgehöhlt und als Fratze zurechtgeschnitzt, als schauriger Kerzenständer.

Allerheiligen - All Hallows' Eve - Halloween

Der Brauch folgte dem Weg des Kürbis' und schwappte vor einigen Jahren über den großen Teich von Amerika zu uns herüber. Wobei Halloween wiederum, der Abend vor Allerheiligen - All Hallows' Eve -, ursprünglich aus Europa stammt. Dass er auf uralte irisch-keltische Wurzeln zurückgreift, gilt inzwischen allerdings als widerlegt. Trotzdem führt die Spur in die Region, sagt Volkskundlerin Katrin Bauer vom Landschaftsverband Rheinland. "Erste Belege für den Brauchtermin finden sich im 18. Jahrhundert vor allem in Irland und Schottland."

Damals luden die Menschen laut Bauer am Vorabend von Allerheiligen zu Festessen. Zugleich zogen Kinder von Haus zu Haus, um Spenden zu erbitten. Solche "Heischegänge" und Almosengaben an die Armen seien seit dem Spätmittelalter für den 31. Oktober belegt, erläutert Bauer und kommt zu dem Schluss, dass Halloween durchaus christliche Bezüge hat - auch wenn das manchen katholischen und evangelischen Kritikern des Kultes um den Kürbis nicht schmecken dürfte. Wie aber kam der Brauch von Europa in die USA? Das besorgten wohl Abertausende von Iren, die Mitte des 19. Jahrhunderts den Hungersnöten auf der Insel entflohen, um sich jenseits des Atlantiks eine neue Zukunft aufzubauen.

Der Teufel in der Klemme

Die armen Teufel führten meist wenig mehr als ein paar Habseligkeiten mit. Dafür aber hatten sie jede Menge Geschichten aus der alten Heimat im Gepäck. Eine davon ging so: Es war einmal ein Hufschmied namens Jack, ein finsterer Geselle. So finster, dass der Satan höchstselbst den Sünder zu sich holen wollte. Doch Jack schlug dem Gehörnten ein Schnippchen, indem er ihn auf einen Baum lockte und ein Kreuz in den Baumstamm ritzte. Das Symbol der Christenheit wirkte wie ein Bannstrahl. Der Fürst der Unterwelt steckte in der Klemme. Und Jack ließ den Teufel erst herab, als dieser ihm versprach, ihn niemals in die Hölle zu bringen.

Als Jack tatsächlich das Zeitliche segnete, fand er im Himmel keine Aufnahme - und der Teufel durfte ihn auch nicht holen. Stattdessen bekam der Hufschmied ein Stück glühende Kohle, das er in eine ausgehöhlte Rübe legte. Mit dieser Lampe soll er noch heute durch die kalten Nächte ziehen auf der Suche nach Erlösung. Mit ähnlichen Lichtern, so will es die Legende, erinnerten die Iren also zu Beginn der dunklen Jahreszeit auch an das düstere Schicksal von Jack, dem Hufschmied.

753 Kilogramm schwerer Kürbis

Am Anfang aller furchterregenden Fratzen zu Halloween stand demnach nicht der Kürbis, sondern eine Rübe. Weil die aber in Nordamerika nicht heimisch war, suchten die Neuankömmlinge aus Irland nach Ersatz - und stießen auf die größte Beere der Welt. Inzwischen laufen regelrechte Wettbewerbe, wer den schwersten und schönsten Kürbis züchtet. In Deutschland gehört das katholische Förderwerk Sankt Elisabeth in Augsburg zu den ersten Adressen. Stolze 753 Kilogramm brachte das rekordverdächtige Gewächs in diesem Jahr auf die Waage. Selbst Halloween-Fans dürften sich bei soviel Masse fragen: Wohin mit der Pracht?

Der Bonner Riesenkürbis-Züchter Udo Karkos weiß Abhilfe - und könnte eine neue Tradition begründen. Er höhlte seinen diesmal mit 422 Zentimetern Umfang gesegneten Kürbis aus - und unternahm wie schon im vergangenen Jahr in dem als Kanu umfunktionierten "Mordstrumm" eine kleine Bootstour auf dem Rhein. Das Fruchtfleisch gab Karkos an Passanten ab - gegen eine Spende für einen guten Zweck.

Von Joachim Heinz (KNA)