Doch sie ahnten wohl nicht, wie Recht sie mit ihrem Spaß über den Mann haben würden, der später als Johannes Paul II. Geschichte schrieb, der mit 26 Jahren das zweitlängste Pontifikat der Geschichte verzeichnet. Dabei war am Anfang gar nicht sicher, ob er überhaupt Priester werden würde. Kurz vor dem Tod seines Bruders 1932 versprach Wojtyla ihm, nie Arzt oder Geistlicher zu werden, wie die "Bonner Rundschau" wenige Tage nach seiner Wahl zum Papst berichtete. Doch der Drang der Berufung war offensichtlich stärker als das Wort an den sterbenden Bruder.
Seine Kindheit hatte der am 18. Mai 1920 geborene Wojtyla im südpolnischen Wadowice verbracht, gemeinsam mit seinen Eltern Karol und Emilia sowie Bruder Edmund. Nach dem Tod der Mutter zog Wojtyla Junior mit seinem Vater 1938 nach Krakau, wo er sich zum Studium der Philosophie und Polnischen Literatur einschrieb.
Entbehrungsreiche Kriegsjahre
Während des Krieges arbeitete Wojtyla in einem Steinbruch und in einer Chemiefabrik. Seine große Leidenschaft – das Schauspielern – musste er fortan im Untergrund ausüben. Heimlich gründete er mit einem Freund das "Rhapsodische Theater", das zu einer festen Größe in der Krakauer Kulturlandschaft wurde. Über 20 Aufführungen brachte das kleine Schauspielensemble zusammen.
Doch es gab einen Faktor im Leben des Karol Wojtyla, der noch größer war als seine Lust am Schauspiel: der Ruf Gottes. 1942, ein Jahr nach dem Tod seines Vaters, trat Wojtyla heimlich in das Krakauer Priesterseminar ein. Am 1. November 1946 weihte ihn der Erzbischof von Krakau, Kardinal Adam Stefan Sapieha, zum Priester.