Kirchenvertreter und Politiker über das Lutherjahr

"Das ökumenischste Jubiläum aller Zeiten"

Veröffentlicht am 31.10.2017 um 10:54 Uhr – Lesedauer: 
Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der Münchener Erzbischof Kardinal Reinhard Marx bei einem ökumenischen Gottesdienst.
Bild: © KNA
Reformation

Berlin ‐ Bischöfe und Politiker haben das Reformationsgedenkjahr gewürdigt. Die Zusammengehörigkeit der Konfessionen sei dabei sichtbar geworden. Dennoch müsse auch an das schwierige Erbe der Reformation gedacht werden.

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Zum Reformationstag haben Kirchenvertreter und Politiker Martin Luther und die Reformation gewürdigt. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, lobten in einem Beitrag für den Kölner "Express" (Dienstag) die ökumenische Ausrichtung des Reformationsgedenkens. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte am Montag in Berlin, die Reformation, an deren Beginn vor 500 Jahren aktuell erinnert wird, habe die Welt verändert.

Woelki unterstrich: "Gemeinsam haben wir unseren Glauben an Christus, den Mensch gewordenen Sohn Gottes, öffentlich in die Gesellschaft hinein bezeugt." Der Reformationstag "beschließt ein Jahr, in dem evangelische und katholische Gläubige ihre Zusammengehörigkeit in Jesus Christus sichtbar gemacht haben", so Rekowski.

Kribbeln und Befürchtungen

Die deutschen Bischöfe hatten dem Trierer Bischof Stephan Ackermann zufolge vor Beginn der zehnjährigen Feiern zum Reformationsgedenken von 2008 bis 2017 Bedenken. "Da gab es doch ein gewisses Kribbeln und die Befürchtung, es könnten zehn schwere Jahre für uns werden", sagte Ackermann am Montagabend laut vorab verbreitetem Manuskript in Saarbrücken. Schnell sei den Bischöfen jedoch klar geworden, dass keine "Jubel- und Profilierungsfeier des Protestantismus mit antikatholischen Spitzen" geplant werde, so Ackermann bei einem Festakt der Evangelischen Kirchen im Saarland zum Reformationsgedenken.

"Im Gegenteil: Je näher das Jubiläumsjahr rückte, umso deutlicher wurde, dass die Jubiläumsveranstaltungen eine ökumenische Dimension haben sollten", betonte der Bischof. Da die evangelische Kirche die Dekade hin zum 500. Jahrestag der Reformation nicht als Lutherfest, sondern als Christusfest ausgerichtet habe, sei es "das bisher ökumenischste Jubiläum aller Zeiten". Er schaue "dankbar und bereichert" auf das Gedenkjahr 2017 zurück.

Stephan Ackermann, Bischof von Trier, am 26. September 2017 in Fulda.
Bild: ©Harald Oppitz/KNA

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann blickt "dankbar und bereichert" auf das Reformationsgedenkjahr zurück.

Gabriel betonte: "Unser heutiges humanistisches, aufgeklärtes Weltbild verdanken wir auch den Reformatoren und ihrem Wirken." Die Reformation habe die Gesellschaft über Deutschland und Europa hinaus in die Moderne geführt.

Der Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Volker Kauder (CDU), erinnerte an die Bibelübersetzung Luthers: "Er wollte allen Menschen eine Begegnung mit dem Wort Gottes ermöglichen, das bis dahin nur in Latein und für viele unverständlich verkündet wurde." Der bundesweite Feiertag am Dienstag sei ein "Fest der Freiheit".

Schwieriges Erbe

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sieht in der Reformation ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung und im Reformator Martin Luther den Wegbereiter einer Freiheits- und Emanzipationsbewegung. Zugleich erinnerte Bouffier an das "schwierige Erbe" der Reformation.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) würdigte den 500. Jahrestag als "ganz besonderes Jubiläum". Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte: "Das heutige Berlin, als Stadt der Freiheit und Symbol für Offenheit, Toleranz und Vielfältigkeit, wäre ohne das Erbe Martin Luthers nicht denkbar." (KNA)