Papst äußert sich über das Konklave im Jahr 2005

Franziskus: Ratzinger war einzig wählbarer Kandidat

Veröffentlicht am 06.11.2017 um 15:15 Uhr – Lesedauer: 
Papst Benedikt XVI. winkt kurz nach seiner Wahl von seiner Loggia den jubelnden Menschen auf dem Petersplatz zu.
Bild: © KNA
Vatikan

Bonn ‐ Das Gerücht kursierte schon lange: Hat der heutige Papst beim Konklave 2005 auf seine Kandidatur verzichtet, um den Weg für Joseph Ratzinger frei zu machen? Jetzt äußert Franziskus sich persönlich dazu.

  • Teilen:

Im Konklave des Jahres 2005 hat der heutige Papst Franziskus seine Anhänger aufgerufen, für den Kandidaten Joseph Ratzinger zu stimmen. Das hat Franziskus laut einem Bericht der britischen Zeitschrift "Catholic Herald" nun bestätigt. Demnach erklärt er in einem neuen Interviewbuch des argentinischen Vatikanjournalisten Hernan Reyes Alcaide, er habe 2005 gefühlt, dass die Zeit für einen lateinamerikanischen Papst noch nicht reif sei.

Wörtlich sagt Franziskus in dem Buch: "In diesem Moment der Geschichte war Ratzinger der einzige Mann mit der Statur, der Weisheit und der notwendigen Erfahrung, um gewählt zu werden." Andernfalls hätte die Gefahr bestanden, dass ein Kompromiss-Kandidat gewählt worden wäre. Und ein Kompromiss-Papst sei nicht gemäß dem Evangelium, so Franziskus.

Das Interviewbuch unter dem Titel "Latinoamerica" ist am 30. Oktober in Argentinien erschienen. Darin schildert Franziskus seine Sicht auf seinen Heimatkontinent. Anlass ist der zehnte Jahrestag der Generalversammlung der Lateinamerikanischen Bischöfe im brasilianischen Aparecida 2007. Damals war Kardinal Bergoglio als Erzbischof von Buenos Aires federführend in der Kommission für das Schlussdokument der Generalversammlung.

Dass der Kardinal von Buenos Aires schon beim Konklave nach dem Tod Johannes Pauls II. ein aussichtsreicher Kandidat war, darüber gab es schon kurz nach der Papstwahl 2005 Gerüchte. Damals zitierten Medien aus dem angeblichen Tagebuch eines anonymen Kardinals. Danach soll Bergoglio im 3. Wahlgang 40 der 115 Stimmen – also etwa ein Drittel – auf sich vereint haben. Er soll dann aber verzichtet haben, um den Weg für Joseph Ratzinger freizumachen. (gho)