Stephan Frank ist als Militärseelsorger in Mali im Einsatz

Antreten zur Besinnung!

Veröffentlicht am 18.11.2014 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Bild: © privat
Mali-Blog

Bonn ‐ Mein Freund Stephan Frank ist Militärpfarrer. Die meiste Zeit erfüllt er die Aufgaben eines ganz normalen Pfarrers. Sonntagsgottesdienst, Seelsorgegespräche, Sakramente spenden. Doch der Dienst des Militärpfarrers folgt auch dem Plan der Bundeswehr. Und das bedeutet: Wenn die Soldaten in den Einsatz ziehen, geht der Pfarrer mit.

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Stephan Frank ist in der vergangenen Woche nach Mali gereist. Mit zivilen Flügen – eine eigene Flugverbindung mit militärischen Maschinen lohnt sich für die Bundeswehr nicht – ging es für ihn von Köln über Paris nach Westafrika. Es ist nicht sein erster Auslandseinsatz als Militärpfarrer, doch auch mit den Erfahrungen mehrerer Monate im Kosovo im Gepäck bleibt die Reise nach Afrika ein spannendes Unterfangen.

Bild: ©Vanessa Biermann/POW

Eine der wichtigen Aufgaben eines Militärpfarrers in der Heimat: Seelsorgegespräche mit den Soldaten des Standorts.

Stephan Frank wurde 1999 in Würzburg geweiht und war anschließend wie jeder andere Diözesanpriester in der Seelsorge eingesetzt. Bis zum Frühjahr 2008: Seitdem ist er Militärpfarrer bei der Bundeswehr. Bis vor kurzem war Stephan Frank Standortpfarrer am Lager Hammelburg in Unterfranken. Da war er zunächst Pfarrer für seine Soldatengemeinde mit allen Aufgaben, die für einen Pfarrer eben so anfallen – inklusive Pfarrgemeinderatssitzungen. Anfang November ist er nach Potsdam an das EinsFüKdoBw gewechselt – Militärgeistliche sind zwar nicht Teil der militärischen Struktur der Bundeswehr, müssen diese aber verstehen und beispielsweise wissen, dass EinsFüKdoBw für "Einsatzführungskommando der Bundeswehr" steht.

Aktuell sind deutsche Soldaten an sechzehn Einsätzen im Ausland beteiligt

Bundeswehrsoldaten sollen aber nicht nur an den Standorten überall in Deutschland seelsorglich betreut werden, sondern auch dort, wo sie ihre wohl größten Herausforderungen erleben: im Einsatz. Zur Zeit sind deutsche Soldaten an sechzehn Einsätzen im Ausland beteiligt. Einer davon ist die European Union Training Mission Mali (Trainings-Mission Mali der Europäischen Union), kurz EUTM Mali. 156 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr bilden das deutsche Kontingent in der malische Hauptstadt Bamako. Dort arbeiten sie mit Kameraden aus 27 anderen Staaten an ihrer Mission, nämlich der Ausbildung malischer Sicherheitskräfte.

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Video: © Benjamin Krysmann

Bischof Overbeck spricht über die Militärseelsorge und die besondere Herausforderung, Soldatinnen und Soldaten bei ihrem Dienst zu begleiten. Ihm ist es ein besonderes Anliegen, sie dort zu besuchen, wo sie tätig sind.

Und für diese 156-Personen-Gemeinde ist Stephan Frank seit Montag der Pfarrer. Natürlich sind nicht alle Christen, geschweige denn Katholiken, aber Militärpfarrer ist er für alle. "Wenn ein Problem aufschlägt, wendet sich auch der konfessionell nicht gebundene Soldat an den Pfarrer", hat er mir bei unserem Telefonat kurz vor seinem Aufbruch in der vergangenen Woche gesagt. Wie genau er sich insbesondere auch um die im kirchlichen Glauben Ungeübten kümmern will, wird er vor Ort entscheiden müssen. Jede Truppe ist anders.

Ein Türchen im spirituellen Adventskalender

Stephan Frank hat bei unserem Gespräch immer wieder betont, wie gespannt er auf seinen Einsatz bei den Soldaten in Mali ist. Von Herbst 2010 bis März 2011 war er bereits einmal für ein halbes Jahr beim KFOR-Einsatz im Kosovo. Jetzt wird er wieder über die Weihnachtszeit im Ausland sein. Man kann sich vorstellen, dass es für die Soldaten vor allem in dieser Zeit nicht einfach ist, so weit von der Heimat entfernt zu sein. Und dann ist das Kontingent in Mali so viel kleiner, als es damals die Truppe im Kosovo war. Der Seelsorger meint dazu: "Wenn das 1.500 wären, hätte das eine ganz andere Dynamik. Aber bei 150 schlagen Freud und Leid doppelt auf."

Aber die Adventszeit lässt sich natürlich auch gut mit spirituellen und seelsorglichen Angeboten füllen, wie Stephan Frank es schon im Kosovo getan hatte. Da durfte beispielsweise jeden Tag eine andere Einheit das Türchen im spirituellen Adventskalender öffnen. Das klingt für mich etwas belustigend, aber auch einleuchtend: Der Tagesablauf des Soldaten ist so stark durchgetaktet, wieso also nicht vor allen Appellen und Meldungen zur morgendlichen Besinnung antreten lassen? Und den Sonntagsgottesdienst gibt es ja auch noch. Am vergangenen Sonntag hatte den nochmal sein Vorgänger vor Ort gehalten, sozusagen zum Abschied.

Von seinem Vorgänger, einem evangelischen Kollegen, hat sich der katholische Pfarrer in den paar Tagen, an denen sie beide im Lager waren, auch in den Einsatz einführen lassen. Normalerweise hätte er noch eine Einführung am Zentrum Innere Führung in Koblenz bekommen sollen. Die ist auch für Militärpfarrer verpflichtend und beinhaltet neben einem Überblick über die soziale, wirtschaftliche und politische Situation des Einsatzlandes auch eine soldatische Einführung. Die musste bei Stephan Frank aber nun entfallen, da er gerade noch mit seinem Umzug nach Potsdam beschäftigt war und gerade noch Zeit für die unbedingt notwendige Impfvorbereitung hatte. Dass er jetzt nur mit einigen Grundinformationen über Mali dorthin reist, findet er allerdings auch nicht allzu schlimm: "Ich bin ja nicht da, um in dem Land irgendetwas zu machen, sondern ich bin ja da, um mit den Soldaten etwas zu machen."

Er hatte immerhin die Gelegenheit, mit Mitbrüdern und Offizieren zu sprechen, die ihm etwas zum Mali-Einsatz erzählen konnten. Den aktuellen Kommandanten des deutschen Kontingents vor Ort hat er gefragt, ob er denn etwas mitbringen sollte. Stephan Frank wusste nämlich, dass bei einigen Einheiten Brotbackmischungen hoch im Kurs standen: "Die Soldaten haben gerne Brot gebacken, einfach auch um ein heimatliches Gefühl und etwas Vertrautes zu haben." Bei diesem Kontingent wurde jedoch nicht danach gefragt, weshalb der Pfarrer mit etwas leichterem Gepäck reisen konnte. Stattdessen hatte der Offizier aus Mali eine andere Bitte geäußert: "Bringen Sie Gummibärchen mit! Das ist immer gut."

Von Kilian Martin

Mali-Blog

Das ist der Auftakt einer neuen Serie. Unser Volontär Kilian Martin wird etwa alle vierzehn Tage in Form von Blogposts von seinen Gesprächen mit Militärpfarrer Stephan Frank berichten. Der ist seit Mitte November im Einsatz bei der EU-Trainingsmission in Mali. Martin und Frank sind befreundet.