Vatikan ebnet Weg für acht Seligsprechungen

Moderne Märtyrer und ein Markgraf

Veröffentlicht am 09.11.2017 um 14:51 Uhr – Lesedauer: 
Selige

Bonn ‐ Johannes Paul I. ist sicher der prominenteste von ihnen. Doch der Vatikan hat am Donnerstag noch sieben weitere Glaubenszeugen gewürdigt. Ihre Seligsprechung rückt nun näher. Katholisch.de stellt sie vor.

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Im Mittelpunkt stand der "33-Tage-Papst": Am Donnerstag hat der Vatikan wichtige Entscheidungen in acht Seligsprechungsverfahren bekannt gegeben. Unter ihnen auch Papst Johannes Paul I., dessen Tod im Jahr 1978 nach nur 33 Tagen im Amt noch immer Fragen aufwirft. Mit der offiziellen Feststellung seines "heroischen Tugendgrads" durch die Kongregation für die Heiligsprechungen hat sein Fall nun die wichtige erste Hürde auf dem Weg zur Seligsprechung genommen.

Gleiches gilt etwa für einen deutschen Bistumspatron und zwei Ordensgründer, die ebenfalls in den acht Dekreten genannt werden. Zu ihnen zählen zudem zwei Terroropfer des Kommunismus und des Islamismus: Der Zisterzienserpater Janos Brenner (1931-1957) und die Missionsschwester Leonella Sgorbati (1940-2006) seien beide aus Hass auf den Glauben ermordet worden, erklärte die Kongregation.

In einem nächtlichen Hinterhalt ermordet

Der 1931 in Westungarn geborene Brenner besuchte zunächst Bistums- und Ordensschulen, um dann nach dem Abitur im ersten Nachkriegsjahr 1946 als Novize in den Zisterzienserorden einzutreten. Nach der Auflösung seines Klosters durch die Kommunisten beendete er sein Studium als freier Student und empfing im Jahr 1955 die Priesterweihe. Infolge des Ungarischen Volksaufstands von 1956 geriet der katholische Priester als Widerständler ins Visier des kommunistischen Regimes. Schließlich wurde er am 15. Dezember 1957 in einem nächtlichen Hinterhalt ermordet. Sowohl sein Heimatbistum Szombathely (Steinamanger) wie auch der Zisterzienserorden verehren ihn sechs Jahrzehnte nach seinem Tod als Glaubensvorbild.

Linktipp: Seligsprechung von Johannes Paul I. rückt näher

Der Prozess zur Seligsprechung des "33-Tage-Papstes" hat eine entscheidende Etappe genommen: Der Vatikan erkannte ihm den "heroischen Tugendgrad" zu. Doch zur Seligsprechung fehlt noch ein Wunder.

Erst elf Jahre liegt die Ermordung der Consolata-Missionsschwester Leonella Sgorbati zurück. Die italienische Ordensfrau war seit 1970 drei Jahrzehnte lang in Kenia tätig, bevor sie 2001 nach Mogadischu, der Hauptstadt Somalias gesandt wurde. Dort eröffnete sie eine Pflegeschule an einem Kinderkrankenhaus, deren Leitung sie auch übernahm.

Im Umfeld verfallener staatlicher Macht und umgeben von islamistischen Warlords hatte Sgorbati bereits Monate vor ihrem Tod einen Leibwächter. Am 17. September 2006 schoss ein radikaler Muslim auf Sgorbati und ihren Leibwächter, beide überlebten das Attentat auf offener Straße nicht. Verschiedentlich wurde der Angriff als Reaktion auf die Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI. vom 12. September gewertet. Eine eindeutige Verbindung ist nicht nachweisbar, jedoch kondolierte der Papst Sgorbatis Orden und rief zum Gebet für die ermordete Schwester auf.

Ebenfalls dramatisch dürfte sich das Sterben Bernhards II. (1428/1429-1458), Markgraf  von Baden, abgespielt haben. Nach einer Ausbildung, die ihn auf seine Herrschaftsrolle vorbereiten sollte, war der noch junge Adelige war als Gesandter von Kaiser Friedrich III. in Europa unterwegs. Er sollte an den Fürstenhäusern für einen geplanten Kreuzzug gegen das Osmanische Reich werben. Auf dieser Tour erlag Bernhard II. schließlich im Jahr 1453 in Norditalien der Pest.

Ein Freiburger Bistumspatron auf dem Weg zur Heiligsprechung

Da Bernhard schon zu Lebzeiten als überaus frommer und mildtätiger Mann bekannt war, wurde sein Grab bald zum Anziehungspunkt für Pilger. Gut drei Jahrhunderte nach seinem Tod wurde er offiziell seliggesprochen und zum Schutzheiligen der Markgrafschaft Baden-Baden erhoben; dieses Patrozinium führt das Erzbistum Freiburg bis heute fort. Im Jahr 2011 eröffnete der damalige Erzbischof Robert Zollitsch schließlich ein Heiligsprechungsverfahren, welches nach dem vatikanischen Dekret nun in die nächste Phase geht.

In einer Lichterprozession werden die Reliquien des Seligen Bernhard von Baden durch die Straßen von  Moncalieri bei Turin getragen.
Bild: ©KNA/Andree Kaiser

In einer Lichterprozession werden die Reliquien des Seligen Bernhard von Baden durch die Straßen von Moncalieri bei Turin getragen.

Weiter erkannte der Vatikan am Donnerstag auch das tugendhafte Leben zweier Ordensgründer an. Der Franziskaner Gregorio Fioravanti (1822-1894) rief im Jahr 1861 die Kongregation der Franziskaner-Missionsschwestern vom heiligen Herzen ins Leben. Die in New York geborene italienische Adelige Teresa Fardella de Blasi (1867-1957) gründete im Jahr 1897 gleich zwei Einrichtungen: Ein Armenhaus und das Ordensinstitut der Armen Töchter vom gekrönten Haupt Mariens.

Keinen Orden, aber ein Säkularinstitut gründete der Jesuit Tommaso Morales Perez (1908-1994). Der gebürtige Venezolaner rief die beiden Gemeinschaften der "Cruzados e Cruzadas de Santa Maria" (Kreuzfahrerinnen und Kreuzfahrer der heiligen Maria) ins Leben, in denen die Mitglieder sich zwar binden, jedoch ihr weltliches Leben weiterführen. Zu den Instituten gehören die Laiengemeinschaft "Hogares de Santa Maria" (Familien der heiligen Maria) und die Jugendorganisation "Milicia de Santa Maria" (Miliz der heiligen Maria).

Vorbildhaft im Dienen

Allein durch sein Leben und seinen Dienst hat sich schließlich Marcellino da Capradossa (1873-1909) den Ruf eines ehrwürdigen Diener Gottes erworben. Als Laienbruder im Kapuzinerorden war der Italiener bekannt als frommer und gläubiger Mann, der vor allem das Gelübde des Gehorsams vorbildhaft lebte und vor keiner niederen Arbeit zurückscheute. Im Jahr 1906 begann Marcellino, sich um einen an Tuberkulose erkrankten Mitbruder zu kümmern. Drei Jahre später erlag der erst 35-Jährige selbst der schweren Krankheit. Sein Seligsprechungsverfahren wurde bereits im Jahr 1948 eröffnet, seit fast zwanzig Jahren lagen die Unterlagen nun bei der Kongregation im Vatikan. Mit den Dekreten vom Donnerstag geht nun auch dieser Prozess in die nächste Runde.

Von Kilian Martin

Linktipp: Wie funktioniert eine Heiligsprechung?

Das Verfahren der Selig- und Heiligsprechung kann mehrere hundert Jahre dauern. Das letzte Wort hat immer der Papst. Katholisch.de erklärt das sogenannte Kanonisierungsverfahren.