Myanmars Minderheit erwartet Rückhalt für Demokratie

Papstbesuch: Katholiken hoffen auf "enorme Hilfe"

Veröffentlicht am 26.11.2017 um 16:10 Uhr – Lesedauer: 
Weltkirche

Rangun ‐ Die katholische Minderheit in Myanmar erwartet vom Papstbesuch Rückhalt für die Demokratie und Hilfe bei der Bemühung um Gerechtigkeit. Papst Franziskus hat unterdessen zum Gebet für seine Reise aufgerufen.

  • Teilen:

Papst Franziskus hat Katholiken aus aller Welt zum Gebet für seine Reise nach Myanmar und Bangladesch aufgerufen. Seine Visite solle "für diese Bevölkerungen ein Zeichen der Nähe und der Hoffnung werden", sagte er beim Mittagsgebet am Sonntag vor Tausenden Pilgern und Besuchern auf dem Petersplatz. Am Sonntagabend bricht Franziskus zu der einwöchigen Reise auf.

Die katholische Kirche in Myanmar erwartet von ihrem Gast eine "Botschaft der Versöhnung" und Rückhalt für die noch junge Demokratie. Der Papst werde Politiker und Bürger "anspornen, dem Frieden eine Chance zu geben", sagte der Kardinal von Rangun, Charles Maung Bo, der italienischen katholischen Tageszeitung "Avvenire" (Sonntag). Dies werde von "enormer Hilfe" für die katholische Minderheit sein bei ihrem Bemühen um Gerechtigkeit und den Aufbau einer inklusiven und freien Nation. 

Medien berichten kaum über Papstbesuch

Zugleich verlangte Bo eine dauerhafte Lösung für die staatenlose muslimische Minderheit der Rohingya im Bundesstaat Rakhine. Die Bischöfe seien "tief betrübt" über deren Situation. "Wir lassen nicht nach, den Respekt ihrer Rechte zu fordern", sagte der Kardinal. Der De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi warf Bo ein zu langes Schweigen zur Rohingya-Krise vor. Dafür gebe es "keine Entschuldigung". Suu Kyis Verhalten sei umso bedauerlicher, als sie mit ihrem Kampf für Menschenrechte und Freiheit zuvor den "Fels des Totalitarismus" in Myanmar zum Bröckeln gebracht habe. Da Suu Kyi jetzt eine Politikerin mit Regierungsverantwortung sei, müsse sie sich auch so verhalten, sagte der Kardinal. Allerdings unterstünden Sicherheitsfragen dem Militär. Es gebe die Einschätzung, Suu Kyi habe "einen hohen Preis bezahlen müssen, um den noch laufenden Demokratisierungsprozess zu verteidigen". Sie sei zu einer "ewigen Gratwanderung" gezwungen, sagte Bo.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

In den englischsprachigen Medien Myanmars kommt der Papstbesuch jedoch kaum vor. In dem von Konflikten geprägten Land wird das Ereignis offenbar so niedrig gehängt wie nur möglich: Die Onlineausgaben am Sonntag, Stunden vor der Ankunft des katholischen Kirchenoberhaupts, bringen nicht einmal die üblichen Berichte über Sicherheitsmaßnahmen und Vorbereitungen. In den Tagen zuvor wurde jedoch hin und wieder berichtet. So schrieb das Onlineportal Mizzima, dass der Papst vor allem wegen des Konflikts um die muslimischen Rohingya in Rakhine in "ein diplomatisches Minenfeld steuert". Franziskus werde sich "extrem vorsichtig in Myanmar verhalten müssen, wo die Rohingya weithin verabscheut werden", heißt es bei Mizzima.

Papst Franziskus bricht am Sonntagabend zu einer einwöchigen Reise nach Myanmar und Bangladesch auf. Der Besuch gilt mit Blick auf die Minderheitensituation der Christen in beiden Ländern als heikel. Bo selbst hatte dem Papst zuvor geraten, in Myanmar nicht den Begriff "Rohingya" zu verwenden, weil dies Spannungen verstärken könne. Der 69-jährige Bo ist der erste katholische Bischof Myanmars, der in den Kardinalsrang erhoben wurde. Franziskus ernannte ihn 2015. (jhe/KNA)

Linktipp: Papst will auf Lösung in Rohingya-Krise drängen

Auf seiner heiklen Reise nach Myanmar und Bangladesch wird Papst Franziskus versuchen, etwas zu bewegen - nicht nur für die Rohingya. Was zu erwarten ist, erklärte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.