Der Papst, der weinte
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Papst Franziskus ist bei diesem Drahtseilakt in Myanmar und Bangladesch nicht abgestürzt. Zwar war die Gefahr riesengroß, etwas falsch zu machen auf diesem schwierigen Staats- und Pastoralbesuch, seiner 21. Auslandsreise. Doch Franziskus hat keine Türen zu- und kein Porzellan zerschlagen.
Dem Papst war bewusst, dass in Myanmar nur eine wackelige Demokratie existiert nach einer langen Phase der Militärdiktatur. Mit lautstarker Kritik die Mächtigen zu brüskieren hätte nur der katholischen Minderheit geschadet und den Kampf für die Menschenrechte keinen Millimeter vorangebracht. Damit lassen sich Mord und Vertreibung nicht stoppen. Es hätte auch nicht der leisen Diplomatie des Vatikans entsprochen, die sich radikal unterscheidet von der wortgewaltigen Haudrauf-Mentalität eines Donald Trump im Streit mit Nordkorea. Daher zog Franziskus es vor, hinter verschlossenen Türen ins Gewissen zu reden.
Der Papst setzt auf diese Gesprächsdiplomatie und auf kleine, langfristige Fortschritte. Deshalb vermied er in Myanmar das viel zitierte R-Wort Rohyngia. Andere R-Worte waren für Franziskus wichtig: Rache vermeiden, an die Ränder gehen, Rücksicht nehmen, den Reichtum der Religionen wertschätzen.
Allein schon der Besuch im Süden Asiens trug dazu bei, die Weltöffentlichkeit nachdrücklich an die Vertreibung der Rohyngia zu erinnern – eine Aktion gegen das Vergessen eines Unrechts, das uns Mitteleuropäern weit, weit weg erscheint. Folgerichtig bat der Papst um Vergebung für die Gleichgültigkeit - eine Gleichgültigkeit, die er genauso oft anprangert wie er Barmherzigkeit verlangt.
Und dann waren da noch die spontanen Gesten, mit denen sich Franziskus medienwirksam Sympathie erworben hat: Das Abweichen vom achtseitigen Redemanuskript, "um nicht zu langweilen", die Warnung vor dem "Terrorismus des Geschwätzes" – und vor allem das Treffen mit 16 Rohyngia-Flüchtlingen in Bangladesch. "Ich habe geweint", verriet er den Journalisten auf der Rückreise. Diese klare Botschaft ist angekommen.