Danke euch, ehrenamtliche Hobby-Organisten
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Gestern wollte an dieser Stelle unser Standpunkt-Autor Dominik Blum "die untalentierte pensionierte Hobby-Organistin" in den kirchenmusikalischen Ruhestand verabschieden. Anlässlich der Erklärung des Orgelbaus und der Orgelmusik zum Unesco-Kulturerbe wollte er aufzeigen, wie die Realität in Deutschland aussieht: Konzertorgeln und perfekt eingestimmte Instrumente in Kathedralkirchen seien die Ausnahme, der Großteil der 50.000 Orgeln stünden in Dorfkirchen und würden nicht von Experten sondern von neben- und ehrenamtlichen Kirchenmusikern gespielt. Eine Zuspitzung hin zum Aussortieren der angeblich Minderbegabten geht allerdings zu weit.
In der katholischen Kirche in Deutschland kommen durchschnittlich auf einen hauptberuflichen Kirchenmusiker fast zehn Nebenberufliche und Ehrenamtliche, die in der Liturgie die Orgel spielen oder Chöre leiten: 1.419 auf 12.463 nennt die Bischofskonferenz. Es handelt sich um eine große Gruppe engagierter Christen, die viel ihrer Freizeit opfern und damit der Gemeinde Gutes tun. Für eine kleine Aufwandsentschädigung – und bei knapp 8 Prozent gar für Gotteslohn – steigen sie auf zugige Orgelemporen und holen das Beste aus der "Königin der Instrumente", die auch wartungstechnisch oft eine Diva ist. Wenn all diese Menschen eines Sonntags in den Streik treten würden, wäre es ziemlich still in unseren Kirchen.
Natürlich ist die Kirchenmusik oft genug nicht perfekt. Aber wer erwartet ernsthaft in der Vorabendmesse Hochkultur wie in der Philharmonie? Die Liturgie ist das Thema – und über Verspieler oder eine ungestimmte Orgel ärgern sich diejenigen, die sie selbst spielen noch viel mehr, als empfindliche Ohren im Kirchenschiff.
Es geht also nicht an, diese engagierten Musikerinnen und Musiker in der Kirche zu verprellen. Wer fähig ist, Orgel zu spielen, hat Jahre der Kindheit oder Jugend damit verbracht, das Tastenspiel zu erlernen, während Gleichaltrige ihre Freizeit genossen. Viele investieren neben Zeit auch Geld und erwerben den C-Schein. Wer dieses Können dann einsetzt, bindet sich und schenkt der Kirche neben der Musik die kostbarsten Stunden des Wochenendes. Wir können diesen Menschen nicht genug danken! Wenn es in den Diözesen schon nicht zu einer ordentlichen Bezahlung reicht, dann sollte den Freiwilligen doch wenigstens Wertschätzung gezeigt werden, indem ihre Probleme gehört werden. Und sie sollten zu Fortbildungen eingeladen werden – ohne dafür die Kursgebühren oder Fahrtkosten selber tragen zu müssen.
12.12.2017, 16:05 Uhr: Zahlen der Bischofskonferenz aktualisiert.