Radikale Hindus drängen junge Christen in Polizeistation

Priesteranwärter wegen Weihnachtsliedern inhaftiert

Veröffentlicht am 15.12.2017 um 14:10 Uhr – Lesedauer: 
Christenverfolgung

Mumbai ‐ Zwangsbekehrung durch Weihnachtslieder? In Indien wurden 30 Priesterseminaristen von einem Mob in die Polizeistation gedrängt und festgehalten, weil sie einen adventlichen Gottesdienst feiern wollten.

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Fundamentalistische Hindus haben am Donnerstagabend 30 Seminaristen und zwei Priester mehrere Stunden lang in einer Polizeistation festgehalten. Die katholischen Priesteramtsanwärter seien in der nordindischen Stadt Satna auf ihrem Weg in ein Dorf aufgehalten worden, berichtet der römische Nachrichtendienst Asianews am Freitag. In dem Dorf feiern sie jährlich einen "Christmas carol service", einen der Rorate ähnlichen Gottesdienst mit Kerzen und Weihnachtsliedern.

Die Fundamentalisten hätten die Seminaristen und Priester gezwungen, ihnen zur Polizeistation zu folgen. Als die Polizisten die Männer nach einer mündlichen Vernehmung freilassen wollten, schrie der Mob und sperrte sie in der Station ein. Draußen wurde eines der Autos der Seminaristen angezündet. "Die Extremisten gingen in das Dorf und verbreiteten Lügen über die Christen; sie wollten zeigen, dass die Männer auf Bekehrungen aus waren", sagte ein Sprecher der Kirche im Bundesstaat Madhya Pradesh dem Pressedienst.

Die Christen konnten demnach die Polizeistation erst nach Mitternacht wieder verlassen, nachdem sich die Menschenmenge aufgelöst hatte und sie nicht mehr in Gefahr waren. Laut Asianews ist es das zweite Mal diesen Advent, dass in Madhya Pradesh Christen an ihrer Religionsausübung gehindert wurden. Vergangenen Sonntag seien Mitglieder einer Pfingstkirche in Kalibai während des Gottesdienstes verhaftet worden. Auch damals sei von radikal rechten Hindus die konversionsfeindliche Gesetzgebung genutzt worden, um die Christen der Zwangsbekehrung zu beschuldigen. (luk)

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