Jahrestag: Trauer um die Opfer vom Breitscheidplatz
Mit einer interreligiösen Andacht haben am Dienstagvormittag die Gedenkveranstaltungen an den Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz vor einem Jahr begonnen. In der Gedächtniskirche nahmen daran am Morgen neben Hinterbliebenen der zwölf Todesopfer, Verletzten des Anschlags und ihren Angehörigen, Polizisten und Sanitätern, die nach dem Anschlag geholfen hatten, auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften teil. Die katholische Kirche wurde durch den Berliner Erzbischof Heiner Koch vertreten.
"Wir trauern um zwölf Menschen aus Deutschland, aus Polen, Tschechien und der Ukraine, aus Israel und Italien, um Frauen und Männer, die in Berlin lebten, ihrer Arbeit nachgingen oder hier zu Besuch waren", so Steinmeier bei seiner Ansprache. An die Hinterbliebenen gerichtet sagte das Staatsoberhaupt: "Wir trauern heute mit Ihnen, den Familien und Freunden der Opfer. Sie haben vor einem Jahr, von einer Sekunde auf die andere, einen geliebten Menschen verloren." Es sei gewiss, dass viele Menschen in Berlin, in Deutschland und weltweit Anteil an der Trauer der Hinterbliebenen nähmen.
Linktipp: Warum?
Am 19. Dezember 2016 tötete der Terrorist Anis Amri auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz zwölf Menschen. Ein Jahr später ist der Terroranschlag auf dem Markt überall präsent.Steinmeier wandte sich dagegen, zu eilfertig zu sagen, dass es in der offenen Gesellschaft keine vollkommene Sicherheit geben könne, so richtig diese Erkenntnis auch sei. "Wir müssen zuerst aussprechen und anerkennen, wo vermeidbare Fehler geschehen sind", betonte das Staatsoberhaupt. Und weiter: "Unsere Haltung muss sein: Dieser Anschlag hätte nie passieren dürfen. Und ja, es ist bitter, dass der Staat Ihre Angehörigen nicht schützen konnte." In diesem Zusammenhang räumt der Bundespräsident Fehler der Politik ein: "Zur Wahrheit gehört auch, dass manche Unterstützung spät kam und unbefriedigend blieb."
Erzbischof Heiner Koch mahnte, die Tat und ihre Folgen nicht zu verdrängen. "Geben wir noch Raum für die Toten, für ihre Gesichter und ihre Botschaft?", fragte er. "Geben wir noch Raum für unsere damaligen Fragen und Tränen, die bis heute nicht versiegt sind?" Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge erinnerte an "das Dunkel, das sich durch die Tat eines Fanatikers über uns gelegt hat". Besonders bitter sei die Willkür, mit der die Opfer getroffen worden seien. "Sie wollten nur einen Weihnachtsmarkt besuchen und wurden Opfer eines Angriffs, der uns alle treffen sollte, unser Land, unseren Staat, unser freiheitliches Leben".
Nach der Andacht weihte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller das Mahnmal ein, das auf dem Breitscheidplatz dauerhaft an die Opfer des Anschlags erinnern soll. Der Gedenkort besteht aus einem rund 14 Meter langen goldenen Riss im Asphalt. Er soll den Riss symbolisieren, den der Anschlag im Leben vieler Menschen hinterlassen hat. Zudem sind auf den Treppenstufen der Gedächtniskirche die Namen der Toten angebracht (siehe unten).
Müller erklärte: "Im Moment halten wir alle inne, ein Moment der Stille kehrt ein in Berlin". Der Anschlag habe tiefe körperliche und seelische Wunden hinterlassen. Diese könnten niemals geheilt, aber vielleicht gemildert werden. Für den Abend ist ein ökumenisches Friedensgebet in der Gedächtniskirche angesetzt. Um 20.02 Uhr – dem Zeitpunkt des Anschlags – sollen die Glocken der Kirche zwölf Mal läuten. Der Marktbetrieb auf dem Breitscheidplatz ruht den gesamten Tag über. (stz/dpa/KNA)
Zwölf Opfer, sechs Nationen: Die Terroropfer von Berlin
Zwölf Menschen starben bei dem bisher schlimmsten islamistischen Terroranschlag in Deutschland am 19. Dezember 2016 in Berlin. Ihre Namen sind in die Treppenstufen vor der Gedächtniskirche eingearbeitet. Dort steht:
Zur Erinnerung an die Opfer des Terroranschlags auf dem Weihnachtsmarkt am 19. Dezember 2016. Für ein friedliches Miteinander aller Menschen. Es starben in dieser Nacht
Anna Bagratuni (Ukraine)
Georgiy Bagratuni (Ukraine)
Sebastian Berlin (Deutschland)
Nada Cizmar (Tschechische Republik)
Fabrizia di Lorenzo (Italien)
Dalia Elyakim (Israel)
Christoph Herrlich (Deutschland)
Klaus Jacob (Deutschland)
Angelika Klösters (Deutschland)
Dorit Krebs (Deutschland)
Lukasz Urban (Polen)
Peter Völker (Deutschland)