Was Sie über die biblische Weihnachtsgeschichte wissen sollten

Fünf Fragen und Antworten zum Weihnachtsevangelium

Veröffentlicht am 23.12.2017 um 13:56 Uhr – Lesedauer: 
Bibel

Bonn ‐ Die Geschichte von der Geburt Jesu kennt jedes Kind. Aber kam Jesus tatsächlich in Betlehem zur Welt? Und ist das Jahr 0 wirklich sein Geburtsjahr? Katholisch.de liefert Fakten zum Weihnachtsevangelium.

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Wer ist der Verfasser der Weihnachtsgeschichte?

Die den meisten Menschen bekannte Version der Weihnachtsgeschichte stammt aus dem Evangelium nach Lukas. Über seine Person ist nichts Näheres bekannt. Das Lukas-Evangelium entstand jedoch nach Auffassung der meisten Bibelwissenschaftler zwischen 80 und 90 nach Christus und wurde in altgriechischer Sprache verfasst. Das Weihnachtsevangelium stammt dabei aus zweiten Kapitel.

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Video: © katholisch.de

Die Bibel einfach erzählt: "Die Heilige Nacht". Maria und Josef machen sich auf den Weg nach Betlehem. Doch die Suche nach einer Unterkunft ist schwierig. Niemand hat ein Bett für sie. Dabei erwartet Maria doch ein Kind. Wo die beiden schließlich unterkommen, erfahrt ihr in der neuen Folge der katholisch.de-Serie.

Wann wurde Jesus geboren?

Im Weihnachtsevangelium gibt es keinen Hinweis auf die Jahreszeit, in der Jesus geboren wurde. Dass es zu diesem Zeitpunkt kalt gewesen sein soll, ist eine spätere Ausschmückung. Auch das Geburtsjahr Jesu bleibt offen. Die reichsweite Volkszählung des römischen Kaisers Augustus, von der Lukas berichtet, bietet keinen Anhaltspunkt für eine Datierung. Denn Historiker haben keine Belege dafür gefunden, wohl aber für regionale Volkszählungen. Auch die Angabe, dass Quirinius zu diesem Zeitpunkt römischer Statthalter in Syrien war, hilft nicht weiter: Quirinius trat dieses Amt erst im Jahr sechs nach Christus an. In der Vorgeschichte des Weihnachtsevangeliums heißt es aber, dass sich die Geburt Johannes des Täufers und damit auch Jesu Geburt zur Zeit des Königs Herodes von Judäa ereignete. Dieser amtierte bis zum Jahr vier vor Christus amtierte. Die meisten Forscher vermuten daher, dass Jesus um das Jahr vier vor Christus geboren wurde.

Wo wurde Jesus geboren?

Nach Auskunft des Weihnachtsevangeliums wurde Jesus in Bethlehem geboren, damals ein kleiner Ort in der Nähe von Jerusalem. Heute liegt die gleichnamige Stadt in den Palästinensischen Autonomiegebieten. Bibelwissenschaftler vermuten jedoch, dass Jesus tatsächlich im nahegelegenen Nazareth geboren wurde, dem Heimatort Josefs. Nach ihrer Lesart hat Lukas den Schauplatz der Weihnachtsgeschichte aus theologischen Gründen nach Bethlehem verlegt. So sollte sich die im damaligen Judentum verbreitete Verheißung erfüllen, dass der Messias in Bethlehem geboren wird, dem Heimatort des israelitischen Königs David.

In Bethlehem wird bis heute eine Höhle als Geburtsstätte Jesu verehrt. In Weihnachtskrippen liegt das Jesuskind jedoch zumindest im deutschensprachigen Raum meistens in einem Stall. Im Weihnachtsevangelium selbst heißt es, dass Maria Jesus in eine Krippe legte, weil in der Herberge kein Platz für sie war. Von Stall oder Höhle ist keine Rede.

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Warum waren Hirten die ersten Zeugen der Geburt Jesu?

In Bethlehem und Umgebung gab es zur Zeit der Geburt Jesu viele Hirten. Ihre prominente Rolle im Weihnachtsevangelium wird unterschiedlich erklärt: Die populärste Erklärung ist, dass sie die einfachen Leute repräsentieren. Andere Bibelwissenschaftler setzen auf eine Herleitung aus dem Alten Testament und verweisen darauf, dass auch König David ursprünglich Hirte war.

Macht die Bibelwissenschaft das Weihnachtsevangelium kaputt?

Bisweilen wird der Bibelwissenschaft gerade auch mit Blick auf das Weihnachtsevangelium vorgeworfen, sie zerstöre mit ihrer historisch-kritischen Herangehensweise den kindlichen Glauben. Doch so unterschiedlich das Weihnachtsevangelium heute auch interpretiert wird, darin sind sich die Wissenschaftler einig: Das Weihnachtsevangelium will gar kein historischer Tatsachenbericht sein. So dienen etwa auch die Erwähnungen des Kaisers und seiner Volkszählung oder des syrischen Statthalters der theologischen Botschaft. Sie sollen deutlich machen: Gott ist wirklich als Mensch zur Welt gekommen, in einem ganz konkreten historischen Umfeld.

Von Thomas Jansen