Christoph Strack zum Kampf gegen Antisemitismus

Viel Arbeit für Antisemitismus-Beauftragte

Veröffentlicht am 03.01.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN
Standpunkt

Bonn ‐ Christoph Strack zum Kampf gegen Antisemitismus

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Das Wort klingt mittlerweile wie ein Mantra. Deutschland braucht einen "Antisemitismus-Beauftragten" mit Sitz im Bundeskanzleramt, heißt es wieder und wieder.

Die Forderung ist geradezu ein Reflex nach antisemitischen Übergriffen und Anschlägen, sei es aus dem rechtspopulistischen, dem rechtsextremen, dem islamistischen oder dem - das vergisst man gerne - gutbürgerlichen Milieu. Ein verengter Blick auf die Ursachen wäre schwierig. Das lässt ahnen, vor welcher Herausforderung ein solcher Beauftragter steht.

Zunächst haben nur jüdische Verbände und Repräsentanten der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland die Forderung nach einem solchen Beauftragten erhoben. Und wenn sich Charlotte Knobloch mit ihrer so beeindruckenden Lebensgeschichte und ihrem Gespür für die Befindlichkeit der jüdischen Gemeinschaft so äußert, hat das besonderes Gewicht. Mittlerweile sprechen sich auch Bundesminister - sowohl der Union als auch der SPD - für ein solches Amt aus. Da darf man schon mal fragen, warum der Bundestag ein solches Amt und einen solchen Beauftragten erst einsetzen soll, wenn - in einigen Monaten - eine neue Regierung gewählt ist. Sicher, ein repräsentativer Posten allein hilft nicht. Und es reicht auch nicht, einen abgehalfterten Abgeordneten oder eine Abgeordnete zu versorgen. Die Personalie braucht Gespür. Dann könnte das Amt eines oder einer solchen Beauftragten und dessen kluge Besetzung die Ernsthaftigkeit Deutschlands bei diesem Thema neu unterstreichen.

Im Übrigen geht das Engagement gegen Antisemitismus über die Frage eines Regierungsbeauftragten hinaus. Es ist Auftrag für viele. Ja, man kann es runterbrechen auf die Ebene jeder einzelnen Kommune und Kirchengemeinde, und man sollte weit über die üblichen Äußerungen der Solidarität und Betroffenheit nach einschlägigen Vorfällen hinaus denken. Da kann man einfach mal als Gruppe einen jüdischen Gottesdienst besuchen oder einen kundigen Gesprächspartner, vielleicht auch einen der mittlerweile in Deutschland ausgebildeten Kantoren einladen (und jüdische Gemeinden gibt es längst nicht nur in Großstädten, sondern auch in kleineren Orten). Nicht aus Folklore - aber wer persönlich Juden kennt, wird sensibler werden. Seit den vielen Jahren gibt es vitale Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Sie sind heute nicht selten überaltert, und könnten doch auf ihre Art lokale Beauftragte gegen Antisemitismus sein.

Von Christoph Strack

Der Autor

Christoph Strack ist stellvertretender Leiter des Hauptstadtstudios der Deutschen Welle.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.