Open Doors: Christenverfolgung nimmt weltweit zu
Nordkorea bleibt das Land mit der stärksten Christenverfolgung weltweit. Das geht aus dem Weltverfolgungsindex 2018 hervor, den die christliche Hilfsorganisation Open Doors am Mittwoch in Kelkheim veröffentlichte. Weltweit seien 200 Millionen Christen einem hohen Verfolgungsdruck ausgesetzt. Nordkorea führt die Rangliste seit 2002 an und belegt auch in diesem Jahr den ersten Platz.
Lage in Syrien hat sich leicht verbessert
Afghanistan rückte von Rang drei auf zwei vor. Es folgen Somalia, der Sudan und Pakistan. Einen Negativ-Sprung von Platz zehn auf sechs machte Eritrea. Auch Libyen verschlechterte sich deutlich; das Land rückte von Platz elf auf sieben vor. Es folgen der Irak, der Jemen und der Iran. In Syrien hingegen hat sich laut dem Index die Lage der Christen verbessert; das Land springt von Rang 6 auf Rang 15. Laut Open Doors gibt es inzwischen weniger Berichte von gezielter Gewalt gegen Christen. Das liege vor allem an der Befreiung ehemals vom IS besetzter Gebiete.
Hauptgrund für den wachsenden Verfolgungsdruck auf Christen und andere religiöse Minderheiten ist laut Open Doors eine wachsende Radikalisierung von Muslimen. Islamisten trieben diese im Mittleren Osten und Afrika, aber auch in asiatischen Ländern wie Indonesien, Bangladesch und den Philippinen gezielt voran. Befeuert werde diese Entwicklung durch den Bruderkampf zwischen Sunniten und Schiiten mit ihren Schutzmächten Saudi-Arabien und Iran.
Auch der Aufstieg nationalistischer Bewegungen in hinduistisch oder buddhistisch geprägten Staaten Asiens gefährde Christen immer stärker. Gleiches gelte für kommunistisch geprägte Staaten wie China, Vietnam und Laos. Nepal kehrt auf den Weltverfolgungsindex zurück - auf Rang 25 - und weist damit den stärksten Negativtrend auf. Indien rückt von Rang 15 auf 11 vor; die bislang schlechteste Platzierung des asiatischen Staates.
Nach den Angaben des Hilfswerks leben in den vom Index erfassten 50 Ländern mehr als 600 Millionen Christen. In Nordkorea als dem Land mit der schlimmsten Lage lebten bis zu 70.000 Christen in Straflagern, etwa 300.000 übten ihren Glauben im Untergrund aus.
Die Rangliste und die Zahlen von Open Doors werden von Experten kritisch gesehen, weil eine exakte Definition von Verfolgung schwierig ist. Sie reicht von direkter Gewalt über diskriminierende Gesetze bis hin zu gesellschaftlicher Ausgrenzung. Open Doors verteidigt sein Vorgehen: Bei der Definition von Verfolgung lehne sich das Hilfswerk an die UN an, betont der Vorstandsvorsitzende Markus Rode.
„Damit bewegt sich ein Land wie Deutschland im Ergebnis in derselben Liga wie China, das geflohene Nordkoreaner direkt zurück in die Hände ihrer Henker liefert.“
Er forderte Deutschland und die "Länder des christlichen Westens" auf, verfolgte Christen zu schützen und sie nicht in ihre Herkunftsländer zurückzuschicken, wo ihnen möglicherweise wegen des Abfalls vom Islam der Tod drohe. Derzeit werde ihre Stimme von vielen Verantwortlichen nicht gehört. "Damit bewegt sich ein Land wie Deutschland im Ergebnis in derselben Liga wie China, das geflohene Nordkoreaner direkt zurück in die Hände ihrer Henker liefert", so Rode.
Hirte: Besonders Konvertiten stehen unter Druck
Für den CDU-Politiker Heribert Hirte offenbart der Weltverfolgungsindex, "dass die Situation vieler Christen auch im vergangenen Jahr beklagenswert schlecht" geblieben sei. Der Index sei eine Bestätigung des Ökumenischen Berichtes zur Religionsfreiheit weltweit, den Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland im Dezember 2017 herausgegeben hatten. Der Druck auf einige "Glaubensgeschwister" sei enorm, sagte Hirte, der Vorsitzender des Stephanuskreises der Unions-Bundestagsfraktion ist. Christliche Konvertiten stünden oft besonders unter Druck. Zu den Opfern von Islamisten gehörten aber auch religiöse Minderheiten wie die Bahai im Iran, Jesiden im Irak, oder auch Muslime selbst. Für Deutschland fordert Hirte einen Sonderbeauftragten für Religionsfreiheit auf Regierungsebene. (gho/KNA)