Neymeyr lobt jüdisch-christlichen Dialog
Der Dialog zwischen Juden und Christen ist nach Einschätzung des Erfurter Bischofs Ulrich Neymeyr so gut wie nie zuvor. Beide Religionen stünden "auch im Kampf gegen die Barbarei des religiösen Fanatismus" eng beisammen, sagte Neymeyr am Freitag in Erfurt. So hätten Austausch und Zusammenarbeit von Juden und Christen in Deutschland einen Modellcharakter, wie ein friedliches Zusammenleben unterschiedlicher Religionen gelingen könne.
Antisemitische Demonstrationen in Berlin
Der Bischof des Bistums Erfurt, der in der Deutschen Bischofskonferenz in besonderer Weise für die religiösen Beziehungen zum Judentum zuständig ist, mahnte, dass die katholische Kirche gegen jede Form von Antisemitismus Einspruch erheben müsse: "Es kann nicht sein, dass sich Juden in Deutschland aus Furcht vor Gewalt und Anpöbelung nicht trauen, die Kippa tragen." Zuletzt hatten im Dezember mehrere antisemitische Demonstrationen in Berlin für Entsetzen und Empörung gesorgt. Bei den Kundgebungen nach der Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, waren unter anderem israelische Flaggen verbrannt worden.
Neymeyr erinnerte auch daran, dass es "jahrhundertelang einen Antijudaismus in der katholischen Kirche gab, der uns bis heute beschämt". Zwischen Juden und Christen gebe es inzwischen jedoch eine grundlegende Neubewertung der Beziehungen zueinander. "Das muss auch theologischerseits weiter reflektiert werden", forderte der Bischof. Er verwies auf die erste offizielle Erklärung orthodoxer Rabbiner zum Verhältnis von Juden und Christen. Das im vergangenen August Papst Franziskus überreichte Papier "Zwischen Jerusalem und Rom" sei ein einzigartiges Dokument, dass einen Höhepunkt in den Beziehungen zwischen katholischer Kirche und Judentum markiere und einen "Durchbruch für eine gemeinsame friedlichen Zukunft" darstelle. (stz/KNA)