Aufarbeitung des Missbrauchs durch Kirchenmitarbeiter geht voran

Bistum Regensburg: 180.000 Euro für Missbrauchsopfer

Veröffentlicht am 20.01.2018 um 09:46 Uhr – Lesedauer: 
Missbrauch

Bonn/Regensburg ‐ 75 Opfer von Gewalt durch Mitarbeiter der Kirche haben sich 2017 an das Bistum Regensburg gewandt, um ihr Leid anerkennen zu lassen. Diese Mitteilung verband die Diözese mit einem Aufruf an andere Überlebende.

  • Teilen:

Das Bistum Regensburg setzt die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs durch Mitarbeiter der Kirche fort. Im vergangenen Jahr wurden an Opfer körperlicher Gewalt insgesamt 178.000 Euro gezahlt, wie die Diözese am Freitag in einem Zwischenbericht mitteilte. Demnach hatten im vergangenen Jahr 75 Personen einen Antrag auf Anerkennung erlittener körperlicher Gewalt gestellt. Bis zum Jahresende wurden 47 Fälle abschließend bearbeitet; 45 Zahlungen seien dazu geleistet worden, zwei stünden noch aus.

"Ich möchte mich bei allen Personen bedanken, die sich beim Bistum Regensburg 2017 mit ihren Schilderungen erlittener körperlicher Gewalt gemeldet haben, deren Opfer sie als Kinder wurden", erklärte Generalvikar Michael Fuchs. "Wir haben verstanden, wie tief diese Übergriffe verletzten, demütigten und wie oft sie zu Folgen für den ganzen weiteren Lebensweg führten", sagte er.

14 Anträge stehen noch aus

Nach Angaben des Bistums hatten die Opfer, die sich zwischenzeitlich an die Diözese gewandt hatten, im Schnitt knapp 4.000 Euro zur Anerkennung des ihnen zugefügten Leids erhalten. Acht Personen sei dabei die festgelegte Höchststumme von 5.000 Euro zugesprochen worden. Derzeit sind laut dem Bericht noch 14 Anträge nicht abschließend bearbeitet. Zudem hatte das Bistum Regensburg 28 weitere Fälle einvernehmlich an andere Bistümer, Orden oder kirchliche Institutionen weiter geleitet.

Der zeitliche Schwerpunkt der dargelegten Straftaten liegt den Angaben zufolge in den 1960er und 1970er Jahren, die Beschreibungen reichen aber noch bis in das Jahr 1986. "Die beschuldigten Täterinnen und Täter sind verstorben oder in einem Alter und Gesundheitszustand, der es nicht erlaubt, die Auseinandersetzung mit den Vorwürfen zu fordern", heißt es weiter in dem Bericht.

Den Zwischenbericht über die bereits behandelten Fällte verband das Bistum mit einem Aufruf an die übrigen Opfer, sich ebenfalls zu Wort zu melden. Generalvikar Michael Fuchs: "Schicken Sie uns bitte Ihre Berichte und nutzen Sie den Antrag auf Anerkennung erlittenen Leids."

Bereits im Juli vergangenen Jahres hatte die Diözese den Abschlussbericht zur Aufklärung des Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen vorgestellt. Demnach wurden mindestens 547 Chorknaben Opfer von Gewalt. In 67 Fällen ist es dabei zu sexuellem Missbrauch gekommen. Insgesamt wurden 49 Täter ermittelt. (kim/dpa)

20.01., 12:40 Uhr: Fehlerhafter Bezug des aktuellen Zwischenberichts zu den Missbrauchstaten bei den Domspatzen korrigiert

Themenseite: Missbrauch

Der Missbrauchsskandal erschütterte die katholische Kirche in ihren Grundfesten. Seit 2010 die ersten Fälle bekannt wurden, bemüht sich die Kirche um Aufarbeitung der Geschehnisse. Katholisch.de dokumentiert die wichtigsten Etappen.