Das Wunder ist da: Paul VI. kann Heiliger werden
Einer Heiligsprechung von Papst Paul VI. (1963-1978) steht nichts mehr entgegen. Der bislang noch fehlende Nachweis eines Wunders, das auf seine Fürsprache gewirkt wurde, ist nun erfolgt, wie das Internetportal "Vatican Insider" am Dienstag berichtete. Die endültige Entscheidung liegt nun bei Papst Franziskus. Seine Zustimmung gilt jedoch als Formsache.
Bei dem Wunder soll es sich laut italienischen Medienberichten um die medizinisch unerklärliche Heilung eines irreversibel geschädigten fünf Monate alten Fötus handeln, dessen Geburt auch das Leben der Mutter gefährdet hätte. Vor der Entscheidung über eine Abtreibung hat sich die Frau wenige Tage nach der Seligsprechung Pauls VI. am 19. Oktober 2014 demnach in einem Marienheiligtum im norditalienischen Brescia im Gebet an Paul VI. gewandt. Das Mädchen sei schließlich gesund geboren worden und bis heute wohlauf.
Die Kardinäle und Bischöfe der vatikanischen Heiligsprechungskongregation hätten diese Heilung bei ihrer letzten Zusammenkunft einstimmig als Wunder anerkannt, so "Vatican Insider". Laut dem Internetportal könnte Franziskus Paul VI. im Oktober heiliggesprochen werden. Spekuliert wird über einen Sonntag während der Bischofssynode zum Thema Jugendliche, die im Vatikan stattfindet.
Der vierte heilige Papst im 20. Jahrhundert
Nach Pius X., Johannes XXIII. und Johannes Paul II. wäre Paul VI. der vierte heilige Papst im 20. Jahrhundert. Papst Franziskus hat sich wiederholt sehr anerkennend über Paul VI. geäußert. Im Oktober 2014 sprach er seinen Vorgänger selig.
Paul VI. hieß mit bürgerlichem Namen Giovanni Battista Montini und wurde 1963 zum Nachfolger von Papst Johannes XXIII gewählt. Er führte das von seinem Vorgänger eröffnete Zweite Vatikanische Konzil zu Ende. Oft steht er im Schatten seines populären Vorgängers Johannes XXIII. (1958-1963), und seines charismatischen Nachfolgers Johannes Paul II. (1978-2005). Sein Bemühen, die Reformen des Konzils behutsam umzusetzen, ging Reformern nicht weit genug; er galt ihnen als zu zögerlich; konservativen Kreisen hingegen galt er als zu progressiv.
Große Beachtung fand Paul VI. vor allem mit seinen Enzykliken zu Frieden und Entwicklung. Auf Kritik und Häme stieß er hingegen mit seinem Schreiben "Humanae vitae" (1968), in dem er die Trennung von Sexualität und Fortpflanzung kritisierte und künstliche Mittel zur Empfängnisverhütung verbot. (tja)