Krimi, Kirche, Katholikentag
Wer an Münster denkt, denkt unweigerlich an Kriminalhauptkommissar Frank Thiel und Rechtsmediziner Karl-Friedrich Boerne. Die beiden Kult-Ermittler aus dem ARD-"Tatort" haben das Bild der westfälischen Universitätsstadt in den vergangenen Jahren maßgeblich geprägt und sie – gemeinsam mit Georg Wilsberg aus der gleichnamigen ZDF-Serie – zu Deutschlands Krimi-Hauptstadt gemacht.
Neben den Krimis gibt es aber noch ein anderes "K", das mindestens genauso prägend für die 300.000-Einwohner-Stadt ist: die katholische Kirche. Münster ist eine der katholischsten Großstädte Deutschlands; mit einem Katholikenanteil von rund 55 Prozent ist die Stadt eine wahre Hochburg des Katholizismus. Der Katholikentag, der hier vom 9. bis 13. Mai stattfindet, ist für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Ausrichter und die katholischen Teilnehmer aus ganz Deutschland also eine Art Heimspiel.
Ein Kloster als Keimzelle der Stadt
Münster und Kirche – seit Beginn der Stadtgeschichte Anfang des neunten Jahrhunderts ist dies eine Symbiose. Schließlich war es mit Liudger (742-809) ein christlicher Missionar, der im Jahr 793 auf dem Gebiet des heutigen Domplatzes ein Kloster gründete, dessen lateinische Bezeichnung – Monasterium – der Stadt ihren Namen gab. Wenige Jahre später wurde Liudger der erste Bischof des neu gegründeten Bistums Münster; heute ist er einer der wichtigsten Heiligen der Diözese.
Themenseite: Katholikentag
Vom 9. bis zum 13. Mai 2018 findet der Katholikentag in Münster statt. Alle Artikel von katholisch.de zu diesem Ereignis finden Sie auf der Themenseite.Das Bistum selbst ist eines der Schwergewichte unter den 27 deutschen Diözesen. Nicht nur gemessen an der Zahl der Katholiken – knapp 1,9 Millionen – liegt Münster in den kirchlichen Statistiken weit vorn. Auch andere Daten beeindrucken: In dem von Bischof Felix Genn geleiteten Bistum gibt es mehr als 200 Pfarreien, 683 Pfarr- und Filialkirchen sowie 1.018 Priester. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Sakramenten: Bei der Zahl der Taufen (14.670), Erstkommunionen (15.145), Firmungen (13.823) und Trauungen (3.698, Zahlen jeweils von 2016) gehört Münster ebenfalls zur Spitzengruppe in Deutschland. Der christliche Glaube – das zeigen diese Zahlen – ist für viele Menschen in der Diözese immer noch fester Lebensinhalt.
Mittelpunkt des Bistums und der Stadt ist der St.-Paulus-Dom, der auch beim Katholikentag als Veranstaltungsort eine wichtige Rolle spielen wird. Der Dom wurde 1264 nach knapp 40-jähriger Bauzeit vom damaligen Bischof Gerhard von der Mark geweiht. Die Kathedrale enthält Elemente von Spätromanik, Gotik und Renaissance. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie schwer zerstört, bis 1956 wieder aufgebaut und zuletzt 2011/2012 – kurz vor ihrem 750-jährigen Jubiläum – umfassend saniert.
Weithin bekannt ist auch die nur etwa 100 Meter Luftlinie vom Dom entfernte Kirche St. Lamberti. Das Gotteshaus am Prinzipalmarkt, der "guten Stube" Münsters, ist das bedeutendste Werk der westfälischen Spätgotik. Vor allem aber erregt es durch drei am Turm aufgehängte Eisenkörbe Aufmerksamkeit. In ihnen wurden im Jahr 1536 die Leichname von drei hingerichteten Anführern des Täufertums, einer knapp eineinhalb Jahre in Münster herrschenden radikal-reformatorischen Bewegung, zur Schau gestellt.
Vom Turm der Kirche bläst abends von 21 Uhr bis Mitternacht ein Türmer halbstündlich in sein Horn. Das Amt, das seit 1379 existiert und seit 2014 erstmals von einer Frau ausgeübt wird, diente ursprünglich dazu, die Bewohner der Stadt vor Gefahren zu warnen; heute ist das Turmblasen vor allem eine Touristen-Attraktion.
In Münster fuhr sogar Joseph Ratzinger mit dem Fahrrad
Als Zentrum des Katholizismus war Münster stets auch ein Ort der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Glauben. Vor allem die katholisch-theologische Fakultät der Westfälischen-Wilhelms-Universität hat in ihrer Geschichte zahlreiche große Namen beherbergt. Unter anderem lehrten hier Karl Rahner, Walter Kasper und Joseph Ratzinger. Der spätere Papst Benedikt XVI., zu dessen Vorlesungen Mitte der 1960er-Jahre hunderte Studierende strömten, bewegte sich in der Stadt meist standesgemäß fort – per Fahrrad. Denn auch das ist Münster: eine Fahrradstadt.
Auch Thiel, Boerne und Wilsberg kamen im Laufe ihrer Ermittlungen übrigens nicht am Faktor Kirche vorbei: Im "Tatort: Mörderspiele" und der Wilsberg-Folge "Die Wiedertäufer" spielt die Lambertikirche mit ihren Eisenkäfigen eine zentrale Rolle. Und im "Tatort: Tempelräuber" wird der Regens des (fiktiven) Priesterseminars ermordet. Doch es geht in Münster nicht nur gewalttätig zu – vielmehr ist die Stadt auch als Ort des Westfälischen Friedens bekannt. Vor diesem Hintergrund ist Münster wohl die perfekte Bühne für das Motto des diesjährigen Katholikentags: "Suche Frieden".