Exorzisten distanzieren sich von italienischem Missbrauchs-Priester

Priester tarnt Missbrauch als Exorzismus

Veröffentlicht am 26.02.2018 um 16:25 Uhr – Lesedauer: 
Priester tarnt Missbrauch als Exorzismus
Bild: © KNA
Kriminalität

Rom ‐ Es ist ein besonders perfider Trick: Ein Priester soll junge, psychisch labile Frauen unter dem Vorwand von Teufelsaustreibungen missbraucht haben. Echte Exorzisten distanzieren sich jetzt von ihm.

  • Teilen:

Mit dem Fall eines italienischen Priesters, der mehrfachen sexuellen Missbrauch als Exorzismus getarnt haben soll, hat sich auch die Internationale Vereinigung katholischer Exorzisten beschäftigt. Der Priester sei nie von einem Bischof zum Exorzisten beauftragt worden und sei deshalb nie Exorzist gewesen, teilte die Vereinigung am Wochenende bei ihrem Jahrestreffen in Palermo mit. Die Exorzisten warnen Gläubige, blind einem Priester zu vertrauen ohne seine Beauftragung an der Diözesankurie zu prüfen. Weiter rufen sie alle Geistlichen dazu auf, sich beim Exorzismus strikt an die Regeln und Riten der Kirche zu halten.

Am Freitag war im süditalienischen Casapesenna ein 42-jähriger Priester verhaftet worden. Die Anklage wirft ihm sexuellen Missbrauch einer 13-Jährigen sowie weiterer junger Frauen vor. Der aus dem Fernsehen bekannte Geistliche soll den jungen Frauen eingeredet haben, sie seien von Dämonen besessen. In seiner anschließenden Behandlung habe er den Frauen fast alle Nahrungsaufnahme und Medikamente verboten sowie sie gegen ihren Willen zu sexuellen Akten gezwungen, berichtete die Zeitung "La Repubblica" mit Bezug auf die zuständige Staatsanwältin. Dazu gehörte demnach auch, dass die Opfer sich ausziehen mussten, an erogenen Stellen berührt wurden und nackt neben dem Priester und seiner Geliebten schlafen mussten.

Ans Licht gekommen war die Geschichte, als das TV-Magazin "Le Iene" (Die Hyänen) Mitte Februar über den "Exorzismus" an dem 13-jährigen Mädchen berichtete. Deren ältere Schwester hatte heimlich gefilmte Gespräche mit ihren Eltern und dem Priester sowie Aufnahmen der Minderjährigen in ihrer Wohnung an das TV-Magazin und die Polizei gegeben. Darin verteidigen die Mutter und der Geistliche die Haltung, dass das vermeintlich besessene Mädchen nur Milch und Kekse essen dürfe. Zwei Tage nach der Sendung suspendierte der Bischof von Aversa den Priester für ein Jahr von seinem Dienst. (luk)