Missbrauchsanklage gegen Kardinal Pell zurückgezogen
Im Missbrauchsverfahren gegen Kardinal George Pell hat die Staatsanwaltschaft nach dem Tod eines Hauptzeugen eine von mehreren Anklagen gegen den Geistlichen zurückgezogen. Das berichten australische Medien am Freitag. Damian Dignan hatte im März 2016 in einem Interview die Ermittlungen gegen Pell ins Rollen gebracht. Er warf dem heute 76-Jährigen vor, ihn in den 1970er Jahren in einem Schwimmbad in Ballarat unsittlich berührt zu haben. Dignan war Anfang Januar seiner Leukämieerkrankung erlegen.
Der Vorwurf ist einer von mehreren, die gegen Pell erhoben wurden. Allerdings ist weder die genaue Zahl der Klagen noch deren Inhalt bislang veröffentlicht worden. Bei der Anklageerhebung im Juli 2017 hatte der Kardinal energisch seine Unschuld betont. Für die Dauer des Verfahrens lässt Pell sein Amt als oberster Finanzverwalter des Vatikan ruhen. Am Montag beginnt vor einem Gericht in Melbourne eine vierwöchige Anhörung, an deren Ende über die Eröffnung eines Hauptverfahrens gegen Pell entschieden wird. Er ist der hochrangigste Kirchenvertreter, der sich bisher vor einem Gericht wegen Missbrauchsvorwürfen verantworten musste.
Zuvor hatte Pell in Anhörungen der staatlichen Missbrauchskommission eingeräumt, als Erzbischof von Melbourne zumindest Fehler im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen gegen Kleriker gemacht zu haben. Neben Pell ist in Australien noch ein weiteres Verfahren gegen einen hochrangigen Kirchenvertreter anhängig. Erzbischof Philip Wilson (67) von Adelaide wird ebenfalls vorgeworfen, Missbrauchsfälle nicht bei der Polizei angezeigt zu haben. (bod/KNA)