Anlass ist das 50. Todesjahr des italienischen Volksheiligen

Franziskus besucht Leichnam Pater Pios

Veröffentlicht am 17.03.2018 um 13:40 Uhr – Lesedauer: 
Heilige

Vatikanstadt ‐ Dreieinhalb Stunden dauerte der Blitzbesuch des Papstes an den Wirkungsstätten des italienischen Volksheiligen. Dabei mahnte das Kirchenoberhaupt die Gläubigen, die Vorbilder der Heiligen ernster zu nehmen.

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Papst Franziskus hat am Samstag eine Pilgerfahrt zum italienischen Volksheiligen Pater Pio (1887-1968) unternommen. Anlass war das 50. Todesjahr des Heiligen. Am Morgen flog der Papst mit dem Helikopter zunächst in dessen Geburtsort, Pietrelcina bei Benevento. Anschließend reiste er weiter in den rund 130 Kilometer entfernten Wallfahrtsort San Giovanni Rotondo, wo der schon zu Lebzeiten als wundertätig verehrte Kapuzinerpater wirkte und begraben liegt.

Franziskus: Das Vorbild von Heiligen konkret umsetzen

Dort mahnte Franziskus während einer Messe unter freiem Himmel, das Vorbild von Heiligen im eigenen Leben konkret umzusetzen. Ein bloßes "Gefällt mir" reiche nicht, so Franziskus. Franziskus rief auch zu einer Wiederentdeckung des Gebets auf. Man könne Gott nicht kennen, wenn man ihm nicht Zeit widme. Beten heiße, in einem "freien und vertrauensvollen Dialog" das ganze Leben vor Gott zu tragen. Beistand verlangte der Papst vor allem für Kranke, Schwache und Benachteiligte. Wer ihnen Vorrang einräume, proklamiere eine "Prophetie des Lebens gegen die Propheten des Todes jeder Epoche", so Franziskus.

Der 2002 heiliggesprochene Pater Pio (1887-1969).
Bild: ©dpa/ANSA

Der 2002 heiliggesprochene Pater Pio (1887-1969).

In Pietrelcina hatte Franziskus den Ort besucht, an dem Pater Pio kurz nach seiner Priesterweihe 1910 erstmals seine mysteriösen Kreuzigungsmale empfing. Viele Gläubige harrten seit dem frühen Morgen an der Wallfahrtsstätte in der Nähe des Dorfes aus, um den Papst zu begrüßen. Franziskus verweilte einige Minuten alleine in der Kapelle über dem früheren Gebetsort des Heiligen.

In San Giovanni Rotondo dann besuchte der Papst vor der Messfeier die von Pater Pio gegründete Klinik "Casa Sollievo della Sofferenza", um kleinen Krebspatienten in der pädiatrischen Abteilung Trost zuzusprechen. Anschließend wurde er von Kapuzinern in der Kirche Santa Maria delle Grazie empfangen. Dort verehrte Franziskus das Kruzifix, vor dem Pater Pio im September 1918 dauerhaft die Wundmale eines Gekreuzigten, die sogenannten Stigmata, erhielt.

Danach verweilte der Papst kurz vor dem Glasschrein mit den mumifizierten sterblichen Überresten des Heiligen. Der Leichnam Pater Pios wurde der besseren Zugänglichkeit halber in der Kirche Santa Maria delle Grazie aufbewahrt. Am Sonntag soll er erneut in seine Gruft in der benachbarten modernen Pilgerkirche übertragen werden.

Beichtvater und charismatischer Seelsorger

Im Februar 2016 hatte Franziskus zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit die Reliquie Pater Pios in den Petersdom bringen lassen. Hintergrund war das Wirken des Kapuziners als Beichtvater und charismatischer Seelsorger. Während der Aufbahrung in Rom kamen nach Kirchenangaben rund eine halbe Million Menschen, um den Volksheiligen zu sehen. Pater Pio gehört zu den populärsten Heiligen Italiens, er wird vor allem im Süden des Landes als Helfer in allen Notlagen verehrt. (gho/KNA)

Linktipp: Ein Mann aus dem Volk

Pater Pio wurde im September 1918 über Nacht berühmt: Nach einer Vision zeigten sich an seinen Händen, Füßen und an der Brust Wunden. Am 23. September ist sein Gedenktag.