Kardinal Reinhard Marx weiht Sankt Josef in Holzkirchen

Erzbistum München: Erste Kirchweihe seit zehn Jahren

Veröffentlicht am 17.03.2018 um 15:30 Uhr – Lesedauer: 
Liturgie

Bonn ‐ Weil die Vorgängerkirche einsturzgefährdet war, musste im oberbayerischen Holzkirchen ein Neubau her. Am Sonntag wird die Kirche Sankt Josef geweiht. In der Bevölkerung hat sie schon jetzt einen Spitznamen.

  • Teilen:

Pfarrer Gottfried Doll ist die Vorfreude schon anzumerken. Schließlich erlebt ein Priester das, was am Sonntag in seiner Gemeinde ansteht, höchstens einmal in seinem kirchlichen Dienst, wenn überhaupt: In einer feierlichen Zeremonie wird die neu gebaute Kirche St. Josef in oberbayerischen Holzkirchen geweiht. Es ist die erste Kirchweihe seit zehn Jahren im Erzbistum München und Freising. Einige Lokalprominenz hat sich angesagt, darunter die CSU-Landtagsabgeordnete Ilse Aigner. Die Weihe wird Kardinal Reinhard Marx, der Erzbischof von München und Freising, übernehmen.

Die Kirche Sankt Josef in Holzkirchen.
Bild: ©Erzbischöfliches Ordinariat München/Fritz Ihmig

Die Kirche Sankt Josef in Holzkirchen.

Gut drei Jahre wurde an dem Entwurf des Münchener Architekten Eberhard Wimmer gebaut. Nötig war der Neubau geworden, nachdem die Vorgängerkirche aus den 1960ger von einem Tag auf den anderen geschlossen werden musste: Sie war akut einsturzgefährdet. "Es handelte sich um die gleiche Konstruktion wie bei der Eislaufhalle in Bad Reichenhall", erklärt Pfarrer Doll. Bei deren Einsturz im Januar 2006 waren 15 Menschen gestorben und 34 verletzt worden. Dieses Risiko wollte man in Holzkirchen nicht eingehen.  

Holz für Holzkirchen

Passend zum Ortsnamen ist nun ein Doppel-Bau mit Kirche und getrennter Kapelle entstanden, der ausschließlich aus Holz besteht. Die beiden nach oben zusammenlaufenden, kegelförmigen Konstrukte sollen an die Bergsilhouetten der nahen Alpen erinnern. Während der Bau von außen mit Holzschindeln gedeckt ist, ist er von innen weiß lackiert, mit fachwerkartigen Dreiecksformen versehen und sehr schlicht und puristisch gehalten. "Wie bei einem Zelt sind Wand und Decke eins", erklärt Architekt Eberhard Wimmer. Beide Bauten sind nach oben abgestumpft. Auf die versammelte Gemeinde fällt durch die Öffnung oben Licht, das laut Wimmer an ein "göttliches Licht erinnern soll". Auch diejenigen, die sonst nicht viel mit der Kirche zu tun haben, soll der Bau neugierig machen. "Dafür gibt es ein großes Fenster an der Seite, das gerade Abends, wenn Licht nach außen dringt, Besucher anziehen könnte", so Wimmer. Rund 50 Gläubige finden in der Kapelle Platz, 470 in der Kirche, deren Bänke im Halbkreis um den Altar herum gebaut sind. Dadurch rückt die Gemeinde gemäß den Ideen des Zweiten Vatikanischen Konzils näher an den Tisch des Herrn heran. Der dürfe den Holzkirchenern trotz allem Neuen schon bekannt vorkommen: Er wurde genauso wie  Tabernakel, Orgel und ein Bronzeportal mit Bergkristallen aus dem Vorgängerbau übernommen.

"Ich habe die ganze Bauphase begleitet und finde, dass es sich um einen wunderschönen Bau handelt", schwärmt Pfarrer Doll. Geöffnet wird das Gotteshaus am Sonntag schon um 8:30 Uhr, bevor um 9:30 Uhr die aufwändige Weihe-Liturgie beginnt, für die vorsichtshalber zweieinhalb Stunden eingeplant sind. Dazu gehören unter anderem die Weihe oder Segnung aller wichtigen Einrichtungsgegenstände: Angefangen von der Orgel über Taufbecken bis zum Tabernakel und dem Altar, der mit Chrisam gesalbt auf dem Weihrauch verbrannt wird. Auch zwölf Stellen an den Wänden des Kirchengebäudes werden gesalbt – sie stehen symbolisch für die zwölf Apostel Jesu. Später gibt es dann noch einen Festzug zur Turnhalle der Realschule, wo ein Festessen stattfindet.    

Der Innenraum der Kirche Sankt Josef in Holzkirchen.
Bild: ©Erzbischöfliches Ordinariat München/Fritz Ihmig

Der Innenraum der Kirche Sankt Josef in Holzkirchen.

Dass allerdings nicht jeder die Begeisterung des Pfarrers und des Architekten für den Neubau teilt, zeigt der Spitzname, den die Holzkirchener dem Holzbau bereits verpasst haben: "Kühlturm" nennen sie ihn - sie müssen beim Anblick der beiden Kegel wohl an ein Atomkraftwerk denken.

Neue Impulse

Trotzdem ist bereits erkennbar, dass von der neuen Kirche auch auf das Gemeindeleben der 6.500 Katholiken starken Pfarrei neue Impulse ausgehen. "Das weckt neue Ideen, zum Beispiel in der Jugendarbeit", sagt Pfarrer Doll. So habe etwa ein junger Pastoralreferent schon einen Preacher-Slam geplant. Und an der Kapelle mit dem beweglichen Mobiliar hat schon die Pfarreijugend Interesse angemeldet. Sie wollen dort unter anderem Taizé-Gebete feiern.

Von Gabriele Höfling