Unbekannte entfernen Hakenkreuz von Kirchenglocke
Nach monatelangem Streit haben Unbekannte im niedersächsischen Schweringen bei einer Kirchenglocke aus der Zeit des Nationalsozialismus Tatsachen geschaffen. Sie entfernten ein Hakenkreuz und einen Teil der Glocken-Inschrift mit einem Winkelschleifer. Die evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Bericht der Lokalzeitung "Die Harke". Der für die Kapellengemeinde zuständige Pastor Axel Hellwege habe am Abend des Gründonnerstag entdeckt, dass sowohl das Hakenkreuz als auch der Schriftzug "dies Kreuz gab Gelingen half Zwietracht bezwingen" entfernt worden seien, hieß es in einer Presseerklärung.
Gleichzeitig veröffentlichte die Kirche ein Bekennerschreiben, das den Angaben zufolge an der Tür der Kapelle gefunden wurde. "Schweringen hat ein schmutziges, matschiges, nasses, kurz gesagt: ein extrem hässliches halbes Jahr hinter sich und es wurde Zeit, dass der Frühjahrsputz frischen Wind ins Dorf bringt", hieß es darin. Die Glocke sei vom Dreck der Nationalsozialisten gereinigt worden, "der nach 80 Jahren noch drohte, die Dorfbevölkerung zu spalten". Der genaue Tatzeitpunkt ist laut Landeskirche ebenso unklar wie die Frage, auf welche Weise die Täter in den Glockenturm gelangten. Es werde nun geprüft, wie mit der Sachbeschädigung der Glocke umzugehen sei und ob rechtliche Schritte ergriffen werden.
Umstrittene Entscheidung zur Weiternutzung der Glocke
Der Streit um die Hakenkreuz-Glocke in Schweringen war zuletzt eskaliert. Nachdem die Öffentlichkeit im September vergangenen Jahres von der Glocke erfahren hatte, entschied der Kirchenvorstand Mitte März trotz Protesten, die Glocke weiter zu nutzen. Pastor Hellwege beanstandete die Entscheidung und machte Verfahrensfehler geltend. Bis zur Klärung sollte die Glocke weiter außer Betrieb bleiben. "Aufgrund des langwierigen Diskussionsprozesses und der strittigen Entscheidung, die Glocke weiterläuten zu lassen, kann ich einerseits nachvollziehen, wenn jetzt Fakten geschaffen worden sind", sagte Landessuperintendentin Petra Bahr. Andererseits sehe sie die Verantwortlichen in der Kapellengemeinde unverändert in der Pflicht, die Aufarbeitung der Geschichte der Schweringer Kirchenglocke weiterzuführen.
Hakenkreuz-Glocken hatten in jüngster Zeit immer wieder für bundesweite Schlagzeilen gesorgt. Ein Exemplar im niedersächsischen Faßberg, das ebenfalls auf dem Gebiet der Hannoverschen Landeskirche liegt, soll ersetzt werden. Im pfälzischen Herxheim am Berg hatte der Gemeinderat dagegen entschieden, eine Glocke mit nationalsozialistischer Inschrift als zeitliches Dokument hängen zu lassen und weiter zu nutzen. (stz/dpa/KNA)