Flüchtlinge aufnehmen – ein Auftrag Jesu
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Der dritte "Standpunkt" in Folge ist dies nun, der das jüngste Papstschreiben "Gaudete et Exsultate" zum Thema macht und das ist ein gutes Zeichen: Ein Papstwort, das viele beschäftigt, ist ein Papstwort, das Relevanz hat. Die Kirche hört zu, wenn dieser Papst etwas sagt, nimmt es auf, diskutiert es – sicherlich auch, weil er einen Ton trifft, der verstanden werden kann, wie Kollege Kilian Martin vorgestern betont hat. Und ich möchte meinen, es ist nicht nur die Kirche, nicht nur ein kleiner Kreis, den dieser Papst erreicht, er schafft es auch, Menschen darüber hinaus anzusprechen, neugierig zu machen.
Einen hochgradig politischen Aspekt des päpstlichen Schreibens möchte ich hervorheben, nämlich das, was Papst Franziskus über den Umgang mit Migrantinnen und Migranten schreibt. Ein Thema, das sein Pontifikat begleitet und das Franziskus offensichtlich tief bewegt. So führte ihn im Jahr 2013 seine allererste Reise als Kirchenoberhaupt nach Lampedusa, wo er sich der Heimatlosen, der Geflohenen, annahm. 2016 besuchte er Flüchtlinge auf Lesbos und nahm drei muslimische Familien aus Syrien mit in den Vatikan.
Nun also ruft Franziskus in seinem Lehrschreiben zu mehr Mitgefühl mit Flüchtlingen auf und wirbt für eine Willkommenskultur und Gastfreundschaft. Und er hat einen mächtigen Zeugen an seiner Seite, denn er bezieht sich auf Jesus Christus selbst, wenn er schreibt, dass zu einem Christen nur die Haltung passe "sich in die Lage des Bruders und der Schwester zu versetzen, die ihr Leben riskieren, um ihren Kindern eine Zukunft zu bieten". Da fragt Franziskus: "Sehen wir, dass es genau das ist, was Jesus von uns verlangt, wenn er uns sagt, dass wir in jedem Fremden ihn selbst aufnehmen (vgl. Mt 25,35)?" Franziskus beruft sich zudem auf das Alte Testament und weist Kritiker damit zurück – nein, Migranten offenen Herzens zu begegnen sei weder eine "Erfindung eines Papstes" noch "eine momentane Begeisterung".
Menschen, die zu uns kommen, offen aufzunehmen, in radikaler Nächstenliebe und Gastfreundschaft, ist der vielleicht vornehmste (und oft auch schwierige) christliche Auftrag: Nehmt euch einander an! Der Papst sagte einst auf Lampedusa, es sei die Globalisierung der Gleichgültigkeit, die uns unfähig mache zu weinen. "Gaudete et Exsultate" mahnt erneut dazu, den Mantel der Gleichgültigkeit zu zerreißen, der unsere Herzen verschließt.