Evangelische Theologin würdigt Kirchenkritiker zu 90. Geburtstag

Margot Käßmann: Hans Küng hat mich geprägt

Veröffentlicht am 21.04.2018 um 09:52 Uhr – Lesedauer: 
Margot Käßmann im Porträt
Bild: © KNA
Theologie

Tübingen ‐ Bereits im März hatte Hans Küng seinen 90. Geburtstag gefeiert, jetzt wird er von der Universität Tübingen geehrt. Margot Käßmann lobte die Theologie Küngs und äußerte sich auch zu einem weiteren Thema.

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Die ehemalige Beauftragte des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum, Margot Käßmann, hat Hans Küng gewürdigt. Küng habe sie in ihrem Denken geprägt, sagte Käßmann am Freitagabend bei einem Festvortrag zum 90. Geburtstag des Theologen in der Tübinger Universität. Der Wissenschaftler habe immer dazu gedrängt, ökumenisch zu denken. Dafür sprach sie Küng ihren Dank aus. Auch zum Thema Gewalt und Religion äußerte sich die evangelische Theologin. Es sei absurd, alle Muslime in Deutschland mit religiös motivierten Gewalttätern gleichzusetzen, so Käßmann. Vernunft sei immer ein besserer Ratgeber als Intoleranz, Facebook oder Twitter.

Unter lang anhaltendem Applaus nahm auch der Schweizer Wissenschaftler im Rollstuhl an der Veranstaltung teil. Küng ist seit vielen Jahren gesundheitlich stark eingeschränkt, geistig aber hellwach. Dass im überfüllten Kupferbau der Universität Besucher standen und auf den Treppen saßen, nannte Küngs Nachfolger als Präsident der von ihm begründeten Stiftung Weltethos, Eberhard Stilz, eine "ganz besondere Referenz" an den Wissenschaftler. Unter Papst Johannes Paul II. war Küng 1979 die Lehrerlaubnis entzogen worden. Im März feierte er im kleinsten Kreis seinen 90. Geburtstag.

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Die Dekanin der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität, Johanna Rahner, berichtete von einer "ganz anderen Art der Rehabilitierung" Küngs: Die Tübinger Universität wolle dem Ideal einer konfessions- und religionsübergreifenden Theologie entsprechen und einen Theologie-Campus errichten, in dem nicht nur katholische und evangelische, sondern auch muslimische Theologie gelehrt werden soll.

Küng lehrte von 1960 bis zu seiner Emeritierung 1996 Theologie in Tübingen. Der Priester verlor 1979 die kirchliche Lehrerlaubnis, da die Glaubenskongregation gravierende Differenzen zwischen Küngs Theologie und der Lehre der Kirche festgestellt hatte. Daraufhin lehrte er als fakultätsunabhängiger Professor Ökumenische Theologie. Bis 2013 war der Kirchenkritiker Präsident der von ihm gegründeten Stiftung Weltethos, die sich der Erarbeitung einer gemeinsamen Ethik aller Religionen widmet. (rom/KNA)