Kirche ruft zum Einsatz für inhaftierte Christin auf

Asia Bibi aus der Todeszelle: Betet für mich!

Veröffentlicht am 27.04.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Christenverfolgung

Bonn ‐ Seit mehr als acht Jahren wartet Asia Bibi in ihrer pakistanischen Zelle auf Begnadigung – oder ihre Hinrichtung. Während sich das Gericht Zeit lässt, richtet die Katholikin eine Bitte an alle Christen.

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Die zum Tode verurteilte Asia Bibi bittet Christen auf der ganzen Welt am Freitag um ihr Gebet. "Brüder und Schwestern, betet und fastet mit mir", wird die Christin von verschiedenen Medien zitiert. Diesen Auftrag habe sie ihrer Familie und engen Vertrauten mitgegeben, die sie kürzlich im Gefängnis besuchen konnten. Dort sitzt Asia Bibi seit 2009 wegen eines angeblichen Verstoßes gegen Pakistans häufig kritisiertes Blasphemiegesetz in Haft. Derzeit wartet die Katholikin auf eine Berufungsverhandlung vor dem Obersten Gerichtshof.

"Wir können mit diesem Gebet ein Zeichen setzen, dass Asia Bibi und mit ihr alle Christinnen und Christen in Pakistan nicht vergessen sind", erklärte der Präsident des Hilfswerks Missio, Prälat Klaus Krämer, am Donnerstag. "Gleichzeitig können wir mit diesem Gebet alle Menschen guten Willens in Pakistan unterstützen, die sich gegen den Missbrauch der Blasphemiegesetze politisch einsetzen." Missio setzt sich wie verschiedene Menschenrechtsorganisationen seit Jahren für eine Abschaffung des international kritisierten Gesetzes ein. Im Jahr 2014 forderte das Hilfswerk die Bundesregierung zudem in einer Petition auf, auf die Freilassung Asia Bibis hinzuwirken.

Tödlicher Streit um einen Schluck Wasser

Bibi, die auf den bürgerlichen Familiennamen Noreen hört, war im Jahr 2010 wegen Gotteslästerung zum Tode am Strang verurteilt worden. Ursache für das Urteil gegen die heute etwa 47-Jährige war ein Vorfall im Jahr 2009. Die damalige Feldarbeiterin hatte übereinstimmenden Berichten zufolge Wasser für sich und Mitarbeiter von einem Brunnen geholt. Als Bibi davon getrunken habe, sei es zum Streit mit den muslimischen Kollegen gekommen. Diese hätten es als unrein empfunden, mit einer Christin aus dem gleichen Gefäß zu trinken. In einem folgenden Streit soll Bibi den Propheten Mohammed beleidigt haben, was in Pakistan unter Todesstrafe verboten ist.

Themenseite: Zum Tode verurteilt - Der Fall Asia Bibi

Weil sie den Propheten Mohammed beleidigt haben soll, wurde die Christin Asia Bibi 2010 zum Tode verurteilt. Seitdem sitzt sie im Gefängnis. Zahlreiche Politiker, Menschenrechtsgruppen und Kirchenvertreter haben sich bereits für ihre Freilassung eingesetzt. Bisher vergeblich.

Seit 1986 ist im pakistanischen Strafrecht das Blasphemieverbot verankert. Obwohl über 96 Prozent der Bevölkerung islamischen Glaubens sind, richtet sich das Gesetz nicht allein gegen religiöse Minderheiten. Laut Missio wurden seit 1987 über 1.500 Verstöße vor Gericht verhandelt. In etwa der Hälfte der Fälle seien die Angeklagten Muslime gewesen, gegen Christen wurden demnach 218 Verfahren geführt. Keines der verhängten Todesurteile soll bislang vollstreckt worden sein.

Gegen ihre Verurteilung hatte Bibi bereits vor vier Jahren vor dem Obersten Gericht der Region Lahore Berufung eingelegt, welche jedoch scheiterte. Ende 2014 strengte ihr Anwalt ein Berufungsverfahren vor dem Obersten Gerichtshof Pakistans an. Zu einer geplanten Verhandlung im Oktober 2016 kam es allerdings nicht, da einer der drei beteiligten Richter sich kurzfristig ohne Angabe von Gründen aus der Verhandlung zurückzog. Zuletzt soll jedoch der Präsident des Gerichtshofs dem Anwalt Bibis eine baldige Neuansetzung der Verhandlung in Aussicht gestellt haben, wie der Verteidiger berichtete.

Papst empfängt Familie Bibis

Neben Hilfswerken und Menschenrechtsorganisationen hatte sich in der Vergangenheit auch der Vatikan immer wieder für eine Freilassung von Asia Bibi engagiert. Bereits 2011 hatte sich der damalige Papst Benedikt XVI. für ihre Begnadigung ausgesprochen. Im Februar dieses Jahres hatte Papst Franziskus die Familie Bibis im Vatikan empfangen. (kim)