Seehofer will verfassten "deutschen Islam" entwickeln
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) will für einen besseren Zusammenhalt im Land unter anderem die Deutsche Islamkonferenz neu beleben. Daneben will er eine Kommission "Gleichwertige Lebensverhältnisse" einrichten sowie eine Fachkommission zur Integrationsfähigkeit, kündigte der CSU-Chef in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Montag) an.
Dabei sollen sich die Islamkonferenz und die Fachkommission zur Integrationsfähigkeit dem Thema Zuwanderung widmen sowie der Frage nach der Entwicklung eines "nach den Gepflogenheiten des deutschen Religionsverfassungsrechts verfassten deutschen Islam für die in Deutschland lebenden und sich hier zugehörig fühlenden Menschen muslimischen Glaubens und muslimischer Abstammung". Die Kommission "Gleichwertige Lebensverhältnisse" soll sich nach Seehofers Worten um die "wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Alltagsprobleme der kleinen Leute" kümmern.
Für Seehofer sind der Begriff Heimat und damit auch die Themen Integration und Zusammenhalt von großer Bedeutung. Der Begriff Heimat sei deshalb "zentral, weil er in seiner Vielfältigkeit weniger streitbelastet ist als Leitkultur oder Nation". "Kern meines Denkens ist daher auch der Satz, dass die in Deutschland lebenden Menschen aus anderen Regionen und Kulturen der Welt selbstverständlich ein Teil dieses Landes sind", so Seehofer. Wenn diese Deutschland als Heimat betrachten und Traditionen und Denkweisen teilen wollten, sei die Integration "letztlich ein leichter Weg des bewussten und gewollten Dazugehörens".
Das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher sozialer Erfahrung und mit verschiedenen ethnischen, kulturellen und religiösen Grundlagen bringe aber auch eine Veränderung von Wertorientierungen mit sich, sagte der Innenminister: "Deshalb muss das vorhandene Wertefundament immer wieder aufs Neue definiert und Unverhandelbares deutlich gemacht werden."
Nicht verhandelbar sind für Seehofer etwa "die Menschenrechte als Grundlage von Gemeinschaft, Frieden und Gerechtigkeit, die Demokratie, die Rechtsstaatlichkeit und die Gleichheit vor dem Gesetz". Dazu kämen die Freiheit der Person und die Achtung der Rechte anderer, das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, das Recht auf Bildung und gesellschaftliche Teilhabe. Darüber hinaus zählt Seehofer die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf, die Fürsorge für Familie und Kinder sowie "Freiheit des Glaubens, des Gewissens, des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses und der Religionsausübung und die Freiheit der Meinungsäußerung, der Presse, der Kunst und der Wissenschaft".
Man bringe eine Gesellschaft nicht zusammen, wenn man Debatten nicht ehrlich führe, betont der Politiker weiter: "Daher steht für mich im Mittelpunkt, dass das Menschenbild des aufgeklärten Christentums kulturgeschichtlich zu den Wurzeln Deutschlands zählt und unsere grundgesetzliche Werteordnung prägt." Das Kreuz, das in den vergangenen Tagen für Diskussionen gesorgt hat, erwähnt Seehofer in seinem langen Beitrag übrigens nicht, genau wie die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört oder nicht. (bod/KNA)