Wo bleibt die Frohe Botschaft?
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Kurz vor Weihnachten habe ich an dieser Stelle die kommunikative Negativ-Spirale beklagt, in der sich die Kirche hierzulande befindet. "Landauf, landab", so schrieb ich, "ist mit Blick auf alles Kirchliche fast nur noch von Abbrüchen und Mangel die Rede, in offiziellen Verlautbarungen und selbst in Stellungnahmen von wohlwollend gesinnten Katholiken wird allzu oft nur gemahnt und gewarnt". Mein Appell damals war, endlich wieder die Frohe Botschaft in das kommunikative Zentrum zu stellen.
Geschehen ist das leider (noch) nicht – im Gegenteil. Das "beste" Beispiel ist der sogenannte Kommunionstreit, der nun schon seit Wochen das öffentliche Bild der Kirche bestimmt. Statt mit positiven Bildern und Geschichten für das Christentum zu begeistern, wird von den Bischöfen eine freudlose Debatte über den Kommunionempfang für nichtkatholische Ehepartner geführt. Kirchenrechtlich kann und will ich die Diskussion nicht beurteilen, kommunikativ ist sie für die Kirche jedoch verheerend. Mit der Frohen Botschaft hat der Kommunionstreit nichts zu tun, stattdessen spaltet er und schreckt auch treue Katholiken ab. Für die Kirche und das Christentum begeistert man so niemanden.
Dabei ginge es doch auch anders. Im August vergangenen Jahres bin ich von Köln nach Berlin gezogen, vom katholischen Rheinland also in die sogenannte "Hauptstadt des Atheismus". Manche Kölner Katholiken haben mich damals dafür bedauert. Doch nach neun Monaten fällt mein Fazit ganz anders aus. Klar, Berlin ist keine christliche oder gar katholische Stadt, vielmehr stehen die Christen hier sogar unter einem gewissen Rechtfertigungsdruck. Doch die Christen, die ich in den vergangenen Monaten in Berlin kennengelernt habe, haben mich beeindruckt – mit ihrer Glaubensfreude und mit ihrem Optimismus, mit dem sie die herausfordernde Situation der Kirche in der Stadt annehmen und positiv gestalten wollen.
Diese Menschen machen mir Hoffnung, denn sie vermitteln ein anderes, ein sympathisches Bild von Kirche. Frei von sauertöpfischen Debatten leben sie ihr Christsein und machen in Wort und Tat beste "Werbung" für die Frohe Botschaft.