Frank-Walter Steinmeier distanziert sich von bayerischem Beschluss

Bundespräsident bezieht im Kreuz-Streit Position

Veröffentlicht am 07.05.2018 um 09:00 Uhr – Lesedauer: 
Der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier predigt bei einem evangelischen Gottesdienst im Jahr 2014 in Berlin.
Bild: © KNA
Politik

München/Bonn ‐ Jetzt meldet sich sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Kreuz-Streit zu Wort - und stellt sich auf die Seite von Kardinal Reinhard Marx. Der selbst zeigte sich am Wochenende versöhnlich.

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Im Streit um den Kreuz-Erlass der bayerischen Staatsregierung hat auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Position bezogen. Er distanzierte sich am Sonntag in der ARD-Sendung "Berlin direkt" vom Beschluss des Münchner Kabinetts. "Ich bin nicht Schiedsrichter über die Entscheidungen, die in Bayern getroffen worden sind. Aber es gibt ein paar verfassungsrechtliche Maßstäbe, die man zu Hilfe nehmen kann", sagte er.

"Das Bundesverfassungsgericht hat schon sehr früh 1995 entschieden, dass das Kreuz sozusagen den Wesenskern des Christentums symbolisiert und deshalb, wie Kardinal Marx gesagt hat, nicht vom Staat, sondern von der Kirche zu füllen ist." Das müssten die Landesregierungen berücksichtigen. Als bekennender Christ müsse er darüber hinaus sagen: "Was uns sonntags in der Kirche fehlt, das wird das Kreuz in den Behörden nicht ersetzen können."

Kardinal Reinhard Marx selbst sandte am Samstag versöhnliche Signale in Richtung Politik. Er sagte im Würzburger Kiliansdom, die Kirche begrüße alle Initiativen für Kreuze im öffentlichen Raum. Auch sei es gut, dass der Staat ein besonderes Verhältnis zu den Kirchen pflege. Es sei segensreich, dass der Staat den Kirchen den Raum gebe, Zeugnis zu geben, so der Erzbischof von München und Freising. Aber es seien zuerst die Christen, die diesen Raum nutzen und ihn füllen müssten. Marx hatte Söder zuvor vorgehalten, mit seinem Kreuzerlass "Spaltung, Unruhe, Gegeneinander" ausgelöst zu haben. "Wenn das Kreuz nur als kulturelles Symbol gesehen wird, hat man es nicht verstanden", sagte er. Es stehe dem Staat nicht zu, zu erklären, was das Kreuz bedeute.

Kardinal Reinhard Marx und Heinrich Bedford-Strohm
Bild: ©dpa/Julian Stratenschulte

Kardinal Reinhard Marx (l.) machte einen versöhnlichen Schritt auf die Politik zu. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sieht die Kirchen in der Pflicht, das Kreuz besser zu erklären.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, sagte der "Augsburger Allgemeinen" (Montag), das Kreuz sei "kein Kampfmittel", es grenze nicht ab gegen andere. "Das Kreuz eignet sich nicht für Wahlkampfzwecke." Auf die Frage, ob Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) einen Schritt auf die Kirche zugehen solle, sagte er: "Ich hoffe, dass das geschieht."

Auch der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm warnte in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Montag) davor, das Kreuz als "ideologisches Kampfmittel" oder als "Kitt einer auseinandertreibenden Gesellschaft" zu missbrauchen. Dem Ruf, das Kreuz komplett aus der Öffentlichkeit zu verbannen, erteilte der Theologe aber ebenfalls eine Absage. Eine solche "laizistische" Position bleibe ein schlüssiges Argument dafür schuldig, "warum säkulare Weltanschauungen öffentlichen Raum einnehmen können sollen, religiöse aber nicht".

Bedford-Strohm versteht die aktuelle Kreuz-Debatte auch als "kritische Anfrage" an die Kirchen. "Warum gelingt es uns so wenig, den christlichen Glauben in die Gesellschaft hinein zu vermitteln?", so der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). "An der Botschaft des Evangeliums liegt es jedenfalls nicht. Denn die ist richtig stark." Die Kirchen hätten die Aufgabe, den Sinn des Kreuzes öffentlich zu machen. (bod/KNA)