Bundeskanzlerin erhält Auszeichnung der Franziskaner

Angela Merkel in Assisi mit Friedenslicht geehrt

Veröffentlicht am 12.05.2018 um 13:30 Uhr – Lesedauer: 
Frieden

Assisi ‐ Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die "Lampe des Friedens" erhalten. Dabei betonte sie, der Weg zum Frieden liege selten "hell erleuchtet vor uns". Mit ihrer neuen Auszeichnung solle das jedoch anders sein.

  • Teilen:

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist am Samstag in Assisi mit der "Lampe des Friedens" geehrt worden. Damit würdigt der dortige Franziskaner-Konvent Merkels "Bemühungen um die Versöhnung und das friedliche Zusammenleben der Völker". Die CDU-Politikerin übernahm die schlichte gläserne Öllampe vom kolumbianischen Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos. Er hatte die Auszeichnung Ende 2016 für die Aussöhnung mit den FARC-Rebellen erhalten.

Merkel betonte, die Suche nach Frieden hänge nicht von Glauben und Religion ab. Der Weg zu Frieden und Versöhnung sei zumeist nur mit großer Anstrengung und mit viel Ausdauer begehbar und liege selten "hell erleuchtet vor uns", so die Kanzlerin. "Wäre das so, dann würden die Menschen vielleicht nicht permanent wieder von diesem Weg abkommen."

Friedenslicht soll auf Merkels Schreibtisch leuchten

Besorgt äußerte sich Merkel darüber, dass die Sehnsucht nach Respekt vor Vielfalt augenblicklich oft stärker scheine als die gelebte Vielfalt. Es sei nötig, "über den nationalen Tellerrand hinauszuschauen". Es müsse wieder gelingen, "Europa eine Seele zu geben". Die Kanzlerin versprach, nach dem Vorbild von Santos die Friedenslampe auf ihrem Schreibtisch aufzustellen.

Merkel lobte den Aufbau eines geeinten Europa nach dem Zweiten Weltkrieg, mahnte aber auch, die Geschichte etwa des Balkankriegs habe deutlich gemacht, wie zerbrechlich der Friede sei. Die russische Annexion der Krim nannte sie einen "tiefen Einschnitt". In Syrien finde eine der großen humanitären Tragödien unserer Zeit statt, so Merkel weiter. Die Menschen dort brauchten "ein Licht der Hoffnung, das im Augenblick noch nicht zu sehen ist". Durch die Kündigung des iranischen Nuklearabkommens seitens der USA sei die Situation im Nahen Osten "noch angespannter geworden".

Linktipp: Franziskaner ehren Santos als Friedensbotschafter

Für seinen Beitrag zum Ende des Bürgerkriegs wurde Kolumbiens Präsident Santos mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Nun haben ihn auch die Franziskaner mit einer besonderen Auszeichnung geehrt. (Artikel von Dezember 2016)

Vor der Zeremonie in der Oberkirche der Basilika San Francesco im mittelitalienischen Assisi hatten Merkel und Santos das Grab des heiligen Franziskus in der Krypta besucht, wo sie einen Augenblick verweilten. Als Gesandter des Papstes begrüßte Kardinal Agostino Vallini die Kanzlerin. Unter den Festgästen befand sich auch der ehemalige italienische Ministerpräsident Romano Prodi.

Franziskaner warnt vor "Gespenstern des Fremdenhasses"

Der Kustos des Minoritenkonvents, Mauro Gambetti, hob in seiner Ansprache den Schutz der Freiheit als verbindenden Wert hervor. Gesellschaften müssten fähig sein, "Unterschiede anzunehmen und wertzuschätzen". Als Herausforderungen nannte er unter anderem auch die Umweltzerstörung, wachsende soziale und wirtschaftliche Ungleichheit, eine Schwächung demokratischer Institutionen sowie die "Gespenster des Fremdenhasses". Zugleich mahnte der Ordensmann, wirtschaftlich-finanzielle Fragen dürften nicht das Übergewicht bekommen.

Die "Friedenslampe" ist eine Nachbildung der gläsernen Öllampe, die beständig am Grab des heiligen Franz von Assisi (1181/82-1226) brennt. Der Orden der Franziskaner-Minoriten würdigt damit politisches Engagement für Gemeinwohl und Völkerverständigung. (KNA)