Berlin einziges Bundesland ohne Vertrag mit katholischer Kirche

Erzbischof Koch: Vatikan für Berliner Staatskirchenvertrag

Veröffentlicht am 29.05.2018 um 16:30 Uhr – Lesedauer: 
Erzbistum Berlin

Berlin ‐ Berlin ist das einzige Bundesland ohne Staatsvertrag mit der katholischen Kirche. Das könnte sich künftig ändern. Nicht nur Berlins Regierende Bürgermeister Michael Müller zeigt sich aufgeschlossen.

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Ein Staatskirchenvertrag des Landes Berlin mit der katholischen Kirche rückt offenbar näher. Der Papst-Botschafter in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, unterstütze ein solches Abkommen nachdrücklich, sagte der Berliner Erzbischof Heiner Koch am Dienstag nach einem Treffen mit dem Berliner Senat. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) erklärte, das Land Berlin sei offen für verschiedene Modelle eines solchen Vertragswerks. Müller und Koch waren am vergangenen Samstag mit Papst Franziskus im Vatikan zusammengetroffen.

Ein Staatsvertrag regelt die gemeinsamen Aufgabenbereiche von Staat und Kirche wie Seelsorge in Haftanstalten umfassend. Mit der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz schloss das Land Berlin bereits 2006 einen Staatsvertrag. Partner bei der katholischen Kirche wäre aber nicht das Erzbistum Berlin, sondern der Heilige Stuhl.

Berlin ist das einzige Bundesland ohne Staatsvertrag mit der katholischen Kirche. Geregelt sind die Beziehungen auf der Grundlage des "Abschließenden Protokolls" von 1970 zwischen dem Senat und dem Bischöflichen Ordinariat in Berlin. Verhandlungen über einen Staatsvertrag mit dem Heiligen Stuhl wurden nach der deutschen Wiedervereinigung aufgenommen, waren aber seit 1999 vor allem wegen Differenzen über den Religionsunterricht unterbrochen. 2015 einigte sich das Land Berlin mit den Kirchen über eine Neuregelung für die staatliche Förderung des Religionsunterrichts.

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Koch betonte, ein Staatsvertrag könnte die Zusammenarbeit wesentlich erleichtern. Müller erklärte, bei fast allen Aufgaben im Bereich von Sozialarbeit und Integration seien Staat und Kirche Partner. Nach der Einigung beim Religionsunterricht gebe es keine "Hürde" mehr für einen Staatsvertrag auch mit der katholischen Kirche.

Der Erzbischof dringt außerdem bei den Planungen für ein katholisch-theologisches Institut an der Humboldt-Universität (HU) zur Eile. Nachdem das Konzept weitgehend geklärt sei, müssten nun die Professuren genauer umschrieben und eine Berufungskommission eingerichtet werden, sagte Koch. Auch sollten bereits mögliche Kandidaten für die Professuren angesprochen werden. Müller sagte, das Vorhaben werde derzeit gut umgesetzt.

Das Projekt sieht vor, zwei katholisch-theologische Professuren von der Freien Universität Berlin zur HU zu verlagern und um drei weitere zu ergänzen. Mit der bereits bestehenden Guardini-Stiftungsprofessur für Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung soll das Institut sechs Professuren umfassen. Voraussichtlich noch vor der Sommerpause will die Universität über die Institutsgründung entscheiden. Der Lehrbetrieb soll im Wintersemester 2019/20 beginnen. (bod/KNA)