Pia Dyckmans über kirchliche Kommunikation

Die Kirche braucht einen YouTube-Star

Veröffentlicht am 26.06.2018 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Standpunkt

Pia Dyckmans über kirchliche Kommunikation

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Grill den Bischof. Das habe ich am Wochenende in meinen Instagram Storys gelesen. Als Bild sah ich Wolfgang Bischof, Weihbischof von München und Freising, der von Jugendlichen symbolisch über einen Grill gehalten wird. Es sah leicht verschroben aber auch ziemlich lustig aus. Wann zeigt sich ein Bischof schon mal so nahbar mit Jugendlichen? Sicher nicht so oft. Das Foto gehörte zu einer Veranstaltungsreihe vom Bund der Katholischen Deutschen Jugend (BDKJ) in München und Freising mit dem passenden Titel "Grill den Weihbischof". An drei Abenden im Juni hatten Jugendliche die Gelegenheit, ihre Anliegen mit ihrem Weihbischof zu diskutieren.

Leider war der Termin mit Weihbischof Bischof schon der letzte. Hätte ich früher davon mitbekommen, wäre ich sicher hingegangen. Aber gut, dass man solche Aktionen über Instagram oder auch YouTube mitbekommt. Kirche braucht mehr solche außergewöhnliche Aktionen, um die jungen Menschen zu erreichen. Wie wäre es denn mit einem Priester oder einer Nonne, die regelmäßig auf YouTube aus ihrem Alltag vloggen. Das wäre doch mal was, ein neuer YouTube Star in Soutane oder Habit. Klingt für viele Jugendliche sicher erst einmal komisch, aber die Kombination macht hier den Reiz. Ein Geistlicher, der in erster Linie ein Mensch ist wie du und ich, der zum Beispiel auf Konzerte geht, sich mit Freunden trifft, aber eben auch eine besondere Sendung hat, und zwar das Evangelium. Das wäre doch mal ein neuer Weg, um die Jugend zu erreichen.

Weniger digital, sondern etwas analoger versuchen es die Jesuiten. In einem Comic präsentiert der Männerorden seinen Gründer Ignatius von Loyola als Held mit Sprechblasen. Die Bilder sollen einen neuen Zugang zu Ignatius ermöglichen, der als Patron der Suchenden dargestellt wird. Die Botschaft lautet: "Trotz Krisen und zerbrochener Pläne, mit Gott kann Dein Weg gelingen!“ Ein analoges Format, das vielleicht etwas oldschool daherkommt, aber ist "vintage" nicht wieder modern?

Ob Kirche mit solchen Formaten wie "Grill den Bischof" oder mit einem Ignatius-Comic bei den Jugendlichen ankommt? Wer weiß. Vielleicht erreichen wir damit nicht die Millionen an Followern wie Dner oder Melina Sophie auf YouTube, aber wir müssen es versuchen. Ich wünsche mir auf jeden Fall eine mutige Kirche, die sich traut, ungewöhnliche Wege zu gehen, um die Menschen zu erreichen.

Von Pia Dyckmans

Der Autor

Pia Dyckmans ist Presse- und Öffentlichkeitsreferentin der Jesuiten in Deutschland und Schweden.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.