Nach Finanzskandal: Eichstätt legt erstmals Vermögen offen
Das Bistum Eichstätt hat zum ersten Mal sein Vermögen offengelegt. Die Bilanz für das Jahr 2017 schloss mit einer Summe von knapp 610 Millionen Euro, wie aus dem am Mittwoch vorgestellten Finanzbericht hervorgeht. Das verfügbare Eigenkapital wurde darin mit 343 Millionen Euro beziffert. Der Jahresbericht nach den Vorgaben des Handelsgesetzbuches wurde für das Bistum Eichstätt erstmals in dieser Form erstellt. Laut dem Bericht geht die Diözese auch weiterhin von großen Verlusten im Zusammenhang mit zweifelhaften US-Anleihen aus.
Größter Einnahmeposten des Bistums Eichstätt war mit großem Abstand die Kirchensteuer mit gut 122 Millionen Euro. Zuschüsse in Höhe von 31 Millionen Euro machten den zweithöchsten Anteil an den Einnahmen aus. Sie waren laut Bistum größtenteils auf staatliche Gelder zur Finanzierung des Schulbetriebs zurückzuführen. Auf der Ausgabenseite stellten die Personalkosten die größte Position dar. Gut 80 Millionen Euro brachte die Diözese im vergangenen Jahr für Gehälter und Sozialabgaben für 1.377 Beschäftigte auf.
Bischöflicher Stuhl legt ebenfalls Vermögen offen
Rückstellungen und Ausgaben für Pensionen fielen in der Bilanz des Bistums nicht ins Gewicht, da diese in Eichstätt von einer eigenständige Emeritenanstalt getragen werden. Diese kam im Jahr 2017 auf eine Bilanzsumme von 124 Millionen Euro, welche weit überwiegend auf Rückstellungen für die Pensionen und ähnliche Verpflichtungen entfiel. Der Bischöfliche Stuhl bezifferte seine Bilanzsumme zusätzlich mit gut 10 Millionen Euro.
Themenseite: Finanzaffäre im Bistum Eichstätt
Ein Schaden von bis zu 60 Millionen Euro durch ungesicherte Kredite auf dem US-Immobilienmarkt: Das Bistum Eichstätt hat im Februar 2018 eine Finanzaffäre öffentlich gemacht. Die Themenseite fasst die Berichterstattung von katholisch.de zusammen.Das Bistum habe mit den vorgestellten Jahresabschlüssen "finanztechnisches Neuland" beschritten, erklärte Bischof Gregor Maria Hanke bei der Vorstellung des Finanzberichts. "Die Darstellung der Finanzen nach dem HGB ist der richtige Weg, um die Finanzen transparent zu machen." Für die angestrebte "Transparenzoffensive" sei die Veröffentlichung der Bilanzen ein "Meilenstein", so Hanke. Generalvikar Isidor Vollnhals sprach von einem "historischen Tag für das Bistum Eichstätt".
Die erste umfassende Offenlegung des Diözesanvermögens war vor dem Hintergrund der noch nicht abgeschlossenen Eichstätter Finanzaffäre mit Spannung erwartet worden. Anfang des Jahres hatte Bischof Gregor Maria Hanke Strafanzeige gegen einen ehemaligen Mitarbeiter seiner Finanzverwaltung gestellt. Dieser soll rechtswidrige und hochriskante Darlehen für Immobilienprojekte in den USA gewährt haben. Die Investitionen wurden ursprünglich mit etwa 60 Millionen US-Dollar (48 Millionen Euro) beziffert. Bei der Vorstellung des Berichts am Mittwoch erklärte Finanzdirektor Florian Bohn, dass davon 24,4 Millionen Dollar bereits seit längerem fällig seien. Lediglich etwa 6 Millionen Dollar habe das Bistum bislang zurück erhalten, überdies seien 29,6 Millionen Dollar derzeit noch nicht fällig.
Anleihen haben nur noch geringen Verkehrswert
In den Bilanzen werden die Ausleihungen an die US-Unternehmen mit dem Verkehrswert angesetzt, wie Bohn weiter erklärte. Der Wert der ursprünglich vom Bistum getätigten Investitionen wird daher nur noch auf 1,2 Millionen Euro geschätzt. Im Finanzbericht der Emeritenanstalt für die Priesterpensionen sind weitere 300.000 Euro aus den US-Investitionen eingestellt. Den insgesamt 1,5 Millionen Euro Verkehrswert der Immobilienprojekte stehen 48 Millionen Euro für die ursprünglichen Darlehen gegenüber. Eine tatsächliche Schadenssumme sei jedoch weiterhin nicht zu beziffern, hieß es vom Bistum. Laut den Abschlussberichten stehen alle Körperschaften wirtschaftlich geordnet da und rechnen derzeit nicht damit, in finanzielle Engpässe zu geraten.
Das Bistum Eichstätt ist eines der ältesten Bistümer Deutschlands mit einer Geschichte, die bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht. Heute ist es das kleinste der sieben bayerischen Bistümer. Laut der Statistik der Deutschen Bischofskonferenz zählte es im Jahr 2016 401.482 Katholiken. Bischof ist seit dem Jahr 2006 der Benediktiner Gregor Maria Hanke.