Keine Exkommunikation für Merkel-Gegner!
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Neulich erhielt ich in der Redaktion einen Anruf aus Bayern. In der Leitung war ein Herr, der sich als Pfarrgemeinderatsvorsitzender und Diözesanratsmitglied vorstellte - und als CSU- Ortsverbandsvorsitzender.
Er wollte seinem Ärger Luft machen - seinem Ärger darüber, dass ihm als CSU-Mitglied von kirchlichen Vertretern das Christsein abgesprochen und er in die Nähe von Faschisten gerückt wird. Hier sprach kein polternder Bazie oder hasserfüllter Verschwörungstheoretiker, sondern ein freundlicher Herr, in dessen weiß-blauer Brust offenbar zwei Herzen aus dem Takt geraten sind.
Nehmen wir solche Rückmeldungen ernst genug? Ist in der katholischen Kirche noch Platz für diesen Markus-Söder-Anhänger und Kirchgänger, der es für richtig hält, dass bereits in einem anderen EU-Land registrierte Asylbewerber an der Grenze zurückgewiesen werden?
Wenn man sich die Verlautbarungen aus dem kirchlichen Raum anschaut, dann erscheint es zumindest nicht ganz abwegig, auf den Gedanken zu kommen, dass es außerhalb des Merkel-Kurses kein Heil für Katholiken gibt. Das politische Zerwürfnis über die Kontrolle der Grenzen wird allzu oft zur Glaubensfrage gemacht.
Es ist paradox: Während wir unter Franziskus gelernt haben, all jenen, die den kirchlichen Ansprüchen in Sachen Ehe und Familie nicht vollauf genügen, mit Barmherzigkeit zu begegnen, neigen wir in der Debatte über die Flüchtlings- und Asylpolitik dazu, unbarmherzig jeden zu exkommunizieren, der sich nicht unserer ethischen Maximalforderung anschließt.
Keine Frage: die Kirche muss immer Anwalt der Schwächsten sein, und das sind die Flüchtlinge. Aber das sollte nicht ausschließen, dass wir wieder stärker anerkennen, dass Katholiken legitimerweise unterschiedliche Auffassungen in politischen Fragen haben können - wohlwissend dass es aus ethischer Sicht in der Migrationspolitik keine Patentlösung gibt. Etwas weniger moralische Schwarzmalerei stünde uns angesichts der Komplexität des Themas gut zu Gesicht. Nicht, damit die CSU die Landtagswahl in Bayern gewinnt, aber, damit die Kirche glaubwürdig bleibt.