Irischer Kurienkardinal Kevin Farrell über Familien, Kleriker und Frauenweihe

Kardinal: Priester nicht geeignet für Ehevorbereitung

Veröffentlicht am 04.07.2018 um 14:46 Uhr – Lesedauer: 
Kurie

Bonn ‐ Sie hätten nicht die Erfahrung einer Ehe und seien deswegen nicht glaubwürdig - so argumentiert Kurienkardinal Kevin Farrell gegen Priester in der Ehevorbereitung. Auch zur Frauenweihe äußert er eine Meinung.

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Der irische Kurienkardinal Kevin Farrell zweifelt an der Eignung von Priestern, Paare auf die Ehe vorzubereiten. Das berichtet die Tageszeitung "Irish Times" und zitiert aus einem Interview Farrells mit dem Kirchenmagazin "Intercom". Die Zeitschrift wird von der Irischen Bischofskonferenz herausgegeben.

Keine Glaubwürdigkeit

Farrell sagte demnach, Priester seien "nicht die besten Leute" für die Ehevorbereitung. Sie hätten keine Glaubwürdigkeit, da sie selbst nicht verheiratet seien: "Sie mögen die Moraltheologie und die Dogmatik in der Theorie kennen", so Farrell, aber "sie haben nicht die Erfahrung". Anlass für das Interview in der Doppelausgabe für Juli und August des Magazins ist das Weltfamilientreffen, das am 25. und 26. August in Dublin stattfindet. Auch Papst Franziskus will dorthin kommen. Farrell war von  2007 bis 2016 Bischof des US-amerikanischen Bistums Dallas und ist nun Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für Laien, Familie und Leben.

Auch zum Klerikalismus der katholischen Kirche äußerte sich der Kardinal gegenüber "Intercom". Dieser sei wegen der abnehmenden Zahl von Priestern "tot". In Zukunft seien auch Laien gefragt: "Während meiner Zeit als Bischof von Dallas hatten wir einen Priester in einer Pfarrei, in der am Wochenende 10.000 Menschen den Gottesdienst besuchen. Es gibt Pfarreien mit einem jährlichen Budget von 20 Millionen Dollar. Kein Priester kann eine Pfarrei solchen Ausmaßes ohne kompetente Laien leiten". Auch die römische Kurie sei fälschlicherweise von Klerikern überladen. "Administrative Aufgaben in der Kirche kann jeder übernehmen. Meistens werden sie von Priestern ausgeführt, aber auch Laien können das machen", sagte Farrell.

Absage an Frauenweihe

Papst Franziskus habe erstmals in der Geschichte Frauen zu Beratern der Glaubenskongregation gemacht, die das "Powerhouse" des Vatikan sei. Zentrale Posten des Dikasteriums für Laien, Familie und Leben habe er ebenfalls mit Frauen besetzt. "Franziskus hat — unbemerkt — nach und nach Frauen in Machtpositionen gebracht", so Farrell. Einer Frauenweihe erteilt der Kardinal allerdings eine klare Absage. Die Kirche wolle das nicht. Frauen "müssen Menschen der Welt sein, die in der Welt leben". Eine Frauenweihe könne bei gleichbleibenden kirchlichen Strukturen auch zur Isolation der Frauen führen. (gho)