Ockenfels wehrt sich gegen Kritik von Sternberg
In der Debatte um sein Engagement für die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung fühlt sich Dominikanerpater Wolfgang Ockenfels zu Unrecht kritisiert. Er führe "lediglich Gespräche mit einer Partei und ihrer Stiftung, die das programmatische Defizit der CDU zu kompensieren versucht", sagte Ockenfels der "Tagespost" (Donnerstag): "Ich praktiziere jene Dialogbereitschaft, die andere nur proklamieren."
Ockenfels leitet das Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg, das sich dafür einsetzt, Prinzipien der katholischen Soziallehre im Politikbetrieb Geltung zu verschaffen. Zudem ist der 71-Jährige Chefredakteur der Zeitschrift "Die Neue Ordnung". Im März gab die Desiderius-Erasmus Stiftung seine Berufung in das Kuratorium bekannt; die konstituierende Sitzung fand am 18. Juni statt.
Sternberg bezeichnet Ockenfels' Engagement als "skandalös"
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hatte die Mitarbeit von Ockenfels in der Stiftung am Montag als "skandalös" bezeichnet. Auf Twitter schrieb ZdK-Präsident Thomas Sternberg: "Wie kann ein Dominikanerpater und früherer Berater der CDU sich dazu hergeben, sich im Kontext einer rechtsradikalen Partei zu engagieren?"
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ZdK-Präsident Thomas Sternberg hält es für "skandalös", dass dem Kuratorium der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung ein Dominikaner angehört. Der Pater war einst eng mit Sternbergs CDU verbunden."Herr Sternberg ist für mich keine kirchliche Autorität, sondern ein Parteiinteressenvertreter, der die Merkel-Politik absegnet", sagte Ockenfels. Der ZdK-Präsident diffamiere "eine demokratische konservative Partei" als rechtsradikal: "Sein 'Zentralkomitee' ist nicht repräsentativ für 'die' deutschen Katholiken, wird aber durch die Kirchensteuer finanziert." Die Bezeichnung des Gremiums nannte der Pater "anmaßend": Sie erinnere "an die unseligen Zeiten des SED-Zentralkomitees".
Dominikaner fordert verbale Abrüstung
Auf die Frage, wie Kirche und AfD miteinander ins Gespräch kommen könnten, antwortete Ockenfels: "Vielleicht sollten beide Seiten zunächst einmal verbal abrüsten. Das bedeutet den Verzicht auf primitive Polemik, Diffamierung und Denunziation." Die Kirchen müssten den stets von ihr geforderten Dialog "ernstnehmen und dann auch beherzt wahrnehmen. Und umgekehrt sollten die AfD-Vertreter zu vernünftigen Gesprächen bereit sein."
Dem Kuratorium der Desiderius-Erasmus-Stiftung gehören 27 Personen an, darunter auch der Biologe und bekennende Atheist Ulrich Kutschera und der Theologe und Homosexuellen-Aktivist David Berger. Dass diese beiden mitunter kontrovers diskutierte Thesen verträten und nicht unbedingt nach den Werten der katholischen Kirche lebten, störe ihn nicht weiter, so Ockenfels. Beide seien "sehr anregende, kompetente Gesprächspartner. Und die sucht man sich nicht nach sexuellen Präferenzen und religiösen Bekenntnissen aus. Und wer heute nicht einmal als 'umstritten' gilt, ist meist auch belanglos." (KNA)