Italienisches Vatileaks-Verfahren eingestellt
Ein italienisches Justizverfahren im Zusammenhang mit der Vatileaks-Affäre ist ohne Klageerhebung eingestellt worden. Der zuständige römische Gerichtshof bewertete die Vorwürfe gegen neun Beschuldigte, darunter der Verleger Paolo Berlusconi, am Samstag als unbegründet, wie die Zeitung "La Stampa" (Onlineausgabe) berichtete. Die Ermittlungen waren aufgrund abgehörter Telefonate der früheren Vatikanmitarbeiterin Francesca Chaouqui in Gang gekommen. Deren Behauptungen stellten sich laut dem Bericht aber als haltlos heraus. Chaouqui selbst war 2016 in einem vatikanischen Strafprozess um unerlaubte Informationsweitergabe zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.
Dem Bericht zufolge hatte Chaouqui in privaten Gesprächen erklärt, der damalige Regierungsberater Mario Benotti habe ihren Ehemann zum Einbruch in ein Computernetzwerk veranlasst. Dafür fand die italienische Staatsanwaltschaft laut der Zeitung jedoch ebensowenig einen Anhaltspunkt wie für strafbare Geschäfte Benottis mit der Investmentbank Banca Intermobiliare. Auch der Verdacht, Paolo Berlusconi als Verleger der Tageszeitung "Il Giornale" habe sich von Chaouqui erpressen lassen, einen ihr missliebigen Journalisten zu entfernen, sei aus Sicht der Ermittler haltlos. Laut früheren Medienberichten soll Chaouqui dem Bruder des Ex-Premiers Silvio Berlusconi gedroht haben, angebliche dubiose Verbindungen zur Vatikanbank öffentlich zu machen.
Der von den italienischen Ermittlungen unabhängige vatikanische Prozess um Dokumentenweitergabe, der teils schwankhafte Züge annahm, war im Juli 2016 mit Schuldsprüchen gegen den Hauptangeklagten Luis Vallejo Balda sowie gegen Chaouqui wegen Beihilfe zu Ende gegangen. Der spanische Geistliche Vallejo durfte seine 18-monatige Haft nach einem päpstlichen Gnadenerlass zu Weihnachten des gleichen Jahres vorzeitig verlassen. (KNA)