Diese Provokation hilft der Kirche nicht
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Die Teilnahme eines katholischen Jugendverbandes am Christopher Street Day (CSD) ist eine Provokation. Aufzubegehren ist Recht und zuweilen auch die Pflicht der Jugend. Die Provokation ist für die junge Generation wichtig, um ein eigenes Profil zu entwickeln. Auch die Alten brauchen den Abgleich mit der Realität der Jugend und zuweilen auch einen Impuls zu notwendiger Veränderung. Wenn Provokation jedoch zum Selbstzweck wird, ist sie in diesem Sinne nicht mehr hilfreich.
Dieses Phänomen lässt sich immer wieder im Tun kirchlicher Jugendverbände beobachten. Zuletzt am Wochenende in Stuttgart, wo die Katholische junge Gemeinde (KjG) in offizieller Formation an einer CSD-Parade teilnahm. Zugegeben: Vermutlich hätte davon kaum jemand Notiz genommen, wären die jungen Katholiken nicht von den Veranstaltern selbst durch eine Auszeichnung hervorgehoben worden. Nichtsdestoweniger bleibt der Auftritt bedenkenswert und problematisch.
Wer sich am CSD offiziell als Mitwirkender beteiligt, tut dies nicht aus reiner Menschenliebe. Er verbindet damit politische Forderungen, wie etwa eine radikale Reform des Ehe- und Familienbildes. Der KjG im Bistum Rottenburg-Stuttgart war selbstverständlich bewusst, dass die Kirche solche Forderungen nicht teilt und nicht teilen kann. Und die jungen Katholiken sollten auch wissen, dass Papst Franziskus, den sie als Zitatgeber auf ihr Transparent gedruckt hatten, von der kirchlichen Lehre in diesen Fragen nicht abweicht. Und schließlich muss man kein großer Theologe sein, um den Plakatspruch "Jesus hatte auch zwei Väter" für eher unterbelichtet zu halten.
Das Engagement der Jugendverbände ist lobenswert. Aber es ist ein Problem, wenn dabei das "sentire cum ecclesia" fehlt. Jugendbischof Stefan Oster hatte zu seinem Amtsantritt moniert, bei den Jugendverbänden gäbe es zu viel Politik und zu wenig Glaube. Der Einsatz der Verbände dreht sich in der Tat selten um kirchliche Kernthemen wie den Lebensschutz oder die Neuevangelisierung. Die Provokationen richten sich hingegen allzu oft gegen die Kirche selbst. Das zeigt auch der Auftritt der KjG in Stuttgart. Ein für die Kirche hilfreiches Aufbegehren ist das nicht.