Gläubige vertreiben Mafia-Boss von Marienprozession
Ein 2.000-Seelen-Dorf in Süditalien hat sich erfolgreich gegen die Mitwirkung eines mutmaßlichen 'Ndrangheta-Bosses bei einer Marienprozession gewehrt. Laut Medienberichten hatte der 59-Jährige am Sonntag im kalabrischen Zungri versucht, sich noch nach Beginn der Prozession als Träger des Madonnenbildes zu beteiligen. Nach Wortgefechten und einer zeitweiligen Unterbrechung der Prozession durch die Carabinieri entfernte sich der mutmaßliche Pate. Gegen ihn liegen den Angaben zufolge keine strafrechtlich relevanten Anschuldigungen vor.
Teilnahme von Mafia-Bossen nichts Seltenes
Der Bischof von Mileto, Luigi Renzo, sprach von einem "misslichen" Vorfall. Allerdings könnten solche unvorhergesehenen Ereignisse immer wieder geschehen, sagte er laut der Zeitung "Corriere della Calabria" (Onlineausgabe Sonntag). Auftritte von Chefs mafiöser Vereinigungen wie der 'Ndrangheta bei religiösen Veranstaltungen dienen der Festigung ihres Machtanspruchs. Bischof Renzo hatte dagegen 2015 für den Trägerdienst bei Prozessionen ein neues, transparentes Auswahlverfahren vorgeschrieben.
In einem anderen Ort des Bistums, Sant'Onofrio, hatten in der Vergangenheit auf bischöflichen Wunsch die Carabinieri den Trägerdienst bei einer Osterprozession übernommen. Im Jahr darauf wurden die Akteure unter Mitgliedern des örtlichen Zivilschutzes ausgelost; sie hatten zudem ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis vorzuweisen. Ähnlich beauftragte Bischof Renzo laut Medienberichten in Stefanaconi den Zivilschutz mit der örtlichen Prozession, nachdem dort eine Verquickung des religiösen Brauchtums mit dem Patania-Clan bekannt geworden war. (KNA)