Erzbistum Rouen will Forschung noch 2018 abschließen

Seligsprechung von Jacques Hamel kommt in Sicht

Veröffentlicht am 15.08.2018 um 09:56 Uhr – Lesedauer: 
Selige

Rouen ‐ Vor gut einem Jahr wurde der Seligsprechungsprozess für Jacques Hamel eröffnet. Dabei werden Zeugen gehört und Dokumente gesichtet. Jetzt meldet das Erzbistum Rouen: Das Ende kommt bereits in Sicht.

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Schon im Frühjahr 2019 soll der Prozess zur Seligsprechung von Jacques Hamel im Erzbistum Rouen abgeschlossen werden. Die dazu notwendigen Nachforschungen sollen bereits bis Ende dieses Jahres erledigt sein, erklärte der Postulator des Verfahrens, Paul Vigouroux, gegenüber katholisch.de. Über die inhaltlichen Erkenntnisse könne er unterdessen keine Angaben machen, da die zuständige Kommission zu Beginn ihrer Arbeit auf Stillschweigen verpflichtet wurde. Der Seligsprechungsprozess für den im Juli 2016 ermordeten Priester war im Mai 2017 eröffnet worden.

Nach kirchlichem Recht kann ein Seligsprechungserfahren grundsätzlich frühestens fünf Jahre nach dem Tod des Kandidaten eröffnet werden. Im Falle Jacques Hamels hatte Papst Franziskus diese Frist außer Kraft gesetzt. Hamel wurde am 26. Juli 2016 während der Feier der heiligen Messe von islamistischen Terroristen enthauptet. Franziskus hatte ihn bereits im September des gleichen Jahres als Seligen bezeichnet. Jacques Hamel soll als Märtyrer seliggesprochen werden, der aus Hass auf den Glauben ermordet wurde. Damit entfällt der Nachweis eines auf seine Fürsprache gewirkten Wunders.

Gut 60 Zeugen sollen über Jacques Hamel berichten

"Ich kann Ihnen sagen, dass wir gut vorangekommen sind", sagte Vigouroux zum Fortschritt der Arbeiten. "Wir haben bislang 44 Zeugen gehört." Bis Ende des Jahres wolle die zuständige Kommission noch etwa 15 weitere Personen zum Leben Jacques Hamels befragen. Die Befragung von Zeitgenossen sind ein wesentlicher Bestandteil des Verfahrens zur Selig- oder Heiligsprechung einer Person. Der Postulator ist für die Einholung und Sammlung dieser und weiterer Informationen zuständig.

Linktipp: Jacques Hamel: Der Märtyrer, der noch keiner ist

Nach dem Mord vom 26. Juli 2016 waren viele Gläubige überzeugt: Jacques Hamel starb als Märtyrer. Kurz darauf begann das Seligsprechungsverfahren. Viel spricht dafür, dass das Volk Recht behalten wird.

Neben den Zeugenbefragungen sei auch die Archivarbeit vorangeschritten, erklärte Vigouroux weiter. "Wir haben eine gewisse Menge an Dokumenten von und über Jacques Hamel zusammengetragen: Vor allem seine Predigten, über 600!" Diese habe der Priester sämtlich handschriftlich verfasst, so der Postulator. Sie würden nun zur besseren Erfassung und Konservierung händisch digitalisiert. "Das ist eine sehr große Arbeit." Die Predigten Jacques Hamels würden anschließend zur Bewertung an Theologen weitergereicht, so Vigouroux. "Ich erwarte ihren Bericht ebenfalls bis zum Ende des Jahres."

Unterlagen sollen im Frühjahr 2019 an den Vatikan gehen

Für Anfang 2019 plane die diözesane Seligsprechungskommission eine abschließende Sitzung. Ein genauer Termin steht laut Vigouroux allerdings noch nicht fest. Anschließend werde das Dossier über den Prozess für den zweiten Verfahrensschritt an den Vatikan gesandt, "wir hoffen, dass das recht schnell geht, noch im Frühjahr".

Der sogenannte Kanonisierungsprozess der katholischen Kirche ist in zwei Phasen unterteilt. Nach der ersten, sogenannten diözesanen Phase, in der vor allem umfangreiche, biographische Informationen über den Kandidaten gesammelt werden, befasst sich der Vatikan mit dem Fall. Die zuständige Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsverfahren prüft die Unterlagen und hört gegebenenfalls weitere Zeugen. Nach einem positiven Votum liegt dann die letzte Entscheidung beim Papst. Das Verfahren kann insgesamt mehrere Jahrzehnte dauern. Der Seligsprechungsprozess für Jacques Hamel gilt daher bislang als einer der schnellsten der modernen Geschichte. (kim)