Mehr Lametta ins Sommerloch!
Früher war einfach mehr Lametta. Wenn das Sommerloch gähnt bzw. die Gegenwart nur noch allzu Unerfreuliches bereithält, erinnert man sich gern an die guten alten Zeiten – die dann bei näherem Hinsehen auch nicht immer so gut gewesen sind…
So begeht die spanische Zeitung "El Pais" den 41. Todestag von Elvis mit seinem Lieblingsrezept: einem Erdnussbutter-Bananen-Burger. Mehr oder weniger gerösteter Speck zwischen Schichten aus geschmolzener Erdnussbutter, dazu reife Banane in Scheiben geschnitten und ordentlich Honig. Die Fans des "King of Rock" liebten diese Kost bis heute, so heißt es. Das Fazit der Zeitung: "Im Übermaß konsumiert, ist sehr wahrscheinlich, dass dein Herz dich irgendwann zu einem kleinen Gespräch bittet. Aber einmal im Jahr tut es nicht weh." Elvis freilich wurde im August 1977 zum Gespräch gebeten.
Noch mehr runde Jahrestage? Ein Interview zum 13. Todestag von Taize-Gründer Frere Roger gab es da. Und 39 Jahre nach dem Tod von Heinz Erhardt erscheint ein neues Album des Dichters, Komikers und Pianierers mit jüngst entdeckten, unveröffentlichten Liedern und Texten. Sie stammen aus den 1920er und 30er Jahren - als an eine Karriere am "Klavizimbel" noch gar nicht zu denken war und die Republik noch aus Weimar kam.
Früher war allerdings auch noch keineswegs alles lustig. Eine großartige TV-Doku der ARD zeigte jetzt, wie in den großen Samstagabend-Fernsehshows der 50er bis 70er Jahre deutsche Zeitgeschichte charmant weggesungen, weggewitzelt oder verbal wegrepariert wurde. Hans-Joachim Kulenkampff, Peter Alexander oder Hans Rosenthal machten Wohlfühlfernsehen für Menschen mit Vergangenheit: Traumatisierte, Täter, Naive, Wirtschaftswundermacher, Opfer, Mitläufer, Wegschauer als Zuschauer. Man wird am Samstagabend doch noch ein bisschen harmlosen Spaß haben dürfen…
Und was war noch? Zum Papstbesuch in Irland wird es wieder ein eigens entwickeltes Emoji geben: der Pontifex vor der irischen Flagge, die Anmutung irgendwo zwischen Mainzelmännchen, Playmobil und Bob der Baumeister. "Neue Medien". Aber halt: Eine gute Nachricht gab’s ja doch: In Kapstadt gab sich ein obdachloses Paar nach 30 Jahren Lebenspartnerschaft das Ja-Wort. Unter einer Autobahnbrücke. Llewellyn Jeneker (45) und Cecilia Absolom (42) lebten bereits seit drei Jahrzehnten gemeinsam auf den Straßen von Kapstadt. Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen. Beim Hochzeitsfest tanzten etwa 100 Gäste, meist ebenfalls Obdachlose. "Ich fühle mich fast wie neugeboren, nachdem meine Freundin nach all den Jahren endlich auch vor dem Gesetz meine Frau ist", wird der Bräutigam zitiert.
Das ist doch viel cooler als die Nachricht aus den USA, Heiraten in der Spielerstadt Las Vegas habe Hochkonjunktur. Pro Jahr rund 100.000 Eheringe (mal zwei) würden dort in Casinos, auf Dachterrassen oder in Ballsälen auf die Finger gesteckt - in Kirchen dagegen immer seltener. Klar, das ist auch Lametta. Aber eher wie bei Bruno Mars: "Egal, wenn wir besoffen sind; wir haben die Taschen voller Kohle, die wir verjubeln können. Na los - ich glaub, ich will dich heiraten…"