Fortschritt für Katholisches Institut an Humboldt-Uni
Die Einrichtung eines Instituts für Katholische Theologie an der Berliner Humboldt-Universität (HU) kommt voran. Am Dienstag stimmte der Akademische Senat der Hochschule dem Aufbau zu. Bei den rund 30 Vertretern von Forschung und Lehre, weiterer Hochschulmitarbeiter sowie Studierender gab es eine Gegenstimme und eine Enthaltung. Als Gründungsdirektor stellte sich der Professor für mittelalterliche Geschichte an der HU, Johannes Helmrath (65), vor.
Nach Angaben der Universität entscheidet das HU-Kuratorium in den kommenden Wochen abschließend über die Einrichtung des Instituts. Dem Aufsichtsgremium gehören Vertreter von Politik und Gesellschaft an, die nicht an der HU tätig sind, unter ihnen von Amts wegen der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD).
Nach den Planungen werden zwei katholische Professuren von der Freien Universität Berlin an die HU verlagert und um drei weitere ergänzt. Mit der bereits an der HU bestehenden Guardini-Stiftungsprofessur für Religionsphilosophie und Katholische Weltanschauung soll das Institut sechs Professuren umfassen.
Lehrbetrieb ab Wintersemester 2019/20
Als vordringliche Aufgaben nannte Helmrath die Berufung der Professuren für Biblische, Historische, Systematische und Praktische Theologie sowie für Theologische Ethik. Das Institut soll zum Wintersemester 2019/20 seinen Lehrbetrieb aufnehmen. Dies sei ein "strammer Zeitplan", räumte der Gründungsdirektor ein. Er sei jedoch zuversichtlich, ihn einhalten zu können. Helmrath verwies auf seine Erfahrungen unter anderem als Vorsitzender von Berufungskommissionen.
Ziel müsse sein, die besten Kandidaten für die fünf Professuren zu gewinnen, betonte der Historiker. Er nannte die Institutsgründung eine Chance auch für die "intellektuelle Fermentierung Berlins". Helmrath gilt als Experte der spätmittelalterlichen Theologie- und Konziliengeschichte. Seit 2004 gehört er dem Päpstliches Komitee für Geschichtswissenschaft an.
Vor der Abstimmung äußerten Senatsmitglieder Kritik an der Gründung von Zentralinstituten, die der Universitätsleitung direkt zugeordnet sind. Neben dem ebenfalls im Aufbau befindlichen Islam-Institut soll auch die Katholische Theologie diesen Status erhalten. Dies führe zu "Ungleichgewichten" in den Hochschulgremien, so der Informatik-Professor Ulf Leser.
Die Dekanin der Philosophischen Fakultät, Gabriele Metzler, sagte, eine andere Lösung sei nicht mehrheitsfähig gewesen. Sie plädierte für eine Entwicklung der Institute, "die in eine Fakultät führt". An der HU gibt es bereits eine evangelische "Theologische Fakultät".
Koch hofft auf "intensiven und bereichernden" Dialog
Universitäts-Präsidentin Sabine Kunst betonte, dass die Institutsprofessoren Zweitmitgliedschaften in Fakultäten erhalten, die ihren Fachrichtungen entsprechen. So seien auch noch offene Fragen des Promotionsrechts zu klären. Der Dekan der Theologischen Fakultät, Christoph Markschies, riet einige Jahre nach Institutsgründung zu überprüfen, welche Möglichkeiten es nach dem dann geltenden Staatskirchenrecht gebe.
Das Katholische Institut soll nach dem Willen des Berliner Erzbischofs Heiner Koch "seinen wissenschaftlichen Beitrag dazu leisten, die religiöse Dimension als einen Wesenszug des Menschseins herauszustellen". Er hoffe dabei auf einen "intensiven und bereichernden" interdisziplinären Dialog. "Die Frage nach Gott als Dimension des Menschen wollen wir wissenschaftlich vorantreiben. Da der Weg zu Gott und der Weg der Kirche der Mensch ist, wollen wir die anthropologische Perspektive stärker theologisch einbinden. Und über die Anthropologie ergeben sich weitere Schnittmengen mit anderen Wissenschaften an der Humboldt-Universität", sagte Koch vor einigen Monaten in einem Interview. (tmg/KNA)